Nachruf:Last und Chancen eines Erbes

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Silvius Dornier hat nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinem Vater Claude Dornier das Flugzeugunternehmen wieder aufgebaut. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Zum Tode von Silvius Dornier.

Von Nikolaus Piper

Ein großes Erbe kann eine große Chance ebenso wie eine Last sein. Silvius Dornier hat beides erlebt. Der dritte Sohn des Unternehmers und Luftfahrtpioniers Claude Dornier baute zusammen mit seinem Vater nach dem Zweiten Weltkrieg dessen Unternehmen in Friedrichshafen und anderen Standorten wieder auf und machte es zu einem wichtigen Hersteller der deutschen Flugzeugindustrie und zu einem Anbieter von Hochtechnologie. Nach dem Tod des Vaters konnten sich dessen Erben jedoch irgendwann nicht mehr über die weitere Zukunft von Dornier einigen. Vermittelt durch den damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Lothar Späth, übernahm Daimler-Benz die Mehrheit an Dornier. Inzwischen gehören die Reste von Dornier zu Airbus.

Silvius Julius Dornier wurde 1927 in Friedrichshafen geboren.Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Wie es in seinem Lebenslauf heißt, meldete sich Dornier als Offiziersbewerber zur Luftwaffe und kam bei Kriegsende zunächst in amerikanische, danach in britische Kriegsgefangenschaft. Die Dornier-Werke waren während des Krieges ein wichtiger Ausrüster der deutschen Luftwaffe gewesen. Trotzdem erhielt Claude Dornier bereits Ende der Vierzigerjahre die Chance, sein Unternehmen neu aufzubauen. Im Jahr 1955 machte er Silvius und seine Brüder formell zu Mitgesellschaftern und Geschäftsführern. Damit wollte er sicherstellen, dass Dornier ein Familienunternehmen blieb. Silvius sorgte dafür, dass Dornier nicht mehr nur Flugzeuge baute, sondern in andere Bereiche der Hochtechnologie expandierte: Raumfahrt, Medizintechnik, Umwelttechnik, Elektrotechnik und andere.

Doch die Expansion stieß an Grenzen. Wie es in einer Erklärung der Familie Dornier heißt, waren nach dem Tode des Unternehmensgründers Claude Dornier im Dezember 1969 "familiäre Spannungen im Gesellschafterkreis aufgetreten. Nach der dann erfolgten Teilauseinandersetzung der Geschäftsanteile und nach dem tödlichen Verkehrsunfall seines Bruders Donatus schied Silvius Dornier aus der Geschäftsführung bei Dornier 1971 aus".

Nachdem Dornier 1985 Teil des Daimler-Konzerns geworden war, blieb Silvius Dornier zunächst als Minderheitsgesellschafter im Unternehmen engagiert. Zehn Jahre später jedoch trennte er sich schließlich von seinen restlichen Gesellschaftsanteilen. Dafür übernahm er andere Aufgaben. Wie viele ältere Manager und Unternehmer der Bundesrepublik engagierte sich Dornier nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 beim Aufbau einer Marktwirtschaft in der ehemaligen DDR. Er übernahm von der Treuhandanstalt zwei ehemalige volkseigene landwirtschaftliche Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee und entwickelte sie auf der Basis biologischer Landwirtschaft zu einem anerkannten Musterbetrieb. Außerdem baute er ein ehemaliges Herrenhaus zu einer modernen Hotelanlage aus.

Er engagierte sich aber auch für gemeinnützige Ziele. So gründete er die Esther und Silvius Dornier-Stiftung zur Förderung begabter Schüler, die vor allem Stipendien vergibt. Im Jahr 2005 gründete Silvius Dornier schließlich die Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt, die in Friedrichshafen das Dornier-Museum errichtete. Hier soll die Geschichte der deutschen Luftfahrt und des Unternehmens Dornier bewahrt werden.

Wie seine Familie mitteilte, ist Silvius Dornier am vergangenen Sonntag in München gestorben. Er wurde 95 Jahre alt und hinterlässt sieben Kinder und 17 Enkelkinder.

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