Disneyland Paris:Satte Preisaufschläge für deutsche Kunden

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  • Der Vergnügungspark Disneyland Paris verlangt offenbar von deutschen Kunden höhere Preise als von französischen.
  • Die EU-Kommission prüft die Vorwürfe.
  • In der EU gilt der Grundsatz: Gleiche Preise für alle. Ausnahmen müssen gut begründet sein.

Von Hans von der Hagen

Zu den größten Sorgen des Deutschen im Ausland zählt, dass er beim Einkauf über den Tisch gezogen werden könnte. Dass schon wenige Worte mit deutschem Akzent genügen, die Preise für Artikel ohne Auszeichnung zu verdoppeln.

Nun bekommen diese Befürchtungen neue Nahrung: Disneyland Paris soll die Preise für Besucher aus Deutschland kräftig gewürzt haben. Zumindest an den Stellen, die nicht sofort einsehbar sind. Wer sich im Internet die zahllosen Preisoptionen von Disneyland Paris ansieht, dem wird schon zwischen Super-Sparsaison, Sparsaison, Zwischensaison, Standardsaison und Hauptsaison schwindelig.

Die geopolitische Preisgestaltung von Disneyland Paris soll sich zum Beispiel in den sogenannten Premiumpaketen zeigen. Laut Financial Times verweist die EU-Kommission darauf, dass Franzosen dafür 1346 Euro zahlten, Briten 1870 Euro und Deutsche 2447 Euro. Für ein Tagesticket sollen Briten 15 Prozent mehr gezahlt haben. Außerdem hätten Besucher französischer Provenienz weitere Vergünstigungen in Anspruch nehmen können, Familien-Rabatte und dergleichen mehr.

Gleiche Preise für alle

Nun geht die EU-Kommission diesen Vorwürfen nach. Und sie nimmt die Preise im Disneyland zum Anlass, auch andernorts zu prüfen, ob Kunden wegen ihrer Herkunft benachteiligt werden. Ähnliche Beschwerden gab es der FT zufolge über Amazon, spanische Hoteliers, österreichische Skiliftbetreiber und venezianische Toilettenbetreiber.

Zwar ist es in der EU zuweilen gestattet, Preise nach Herkunft zu differenzieren. Doch die Regeln dafür sind streng. Zulässig kann etwa die Berufung auf marktspezifische oder saisonale Gründe sein. Grundsätzlich gilt in Europa: Gleiche Preise für alle.

Im Falle von Disneyland Paris sollen sich die Kunden konkret beschwert haben, dass ihnen den Zugang zu den günstigeren Paketen unmöglich gemacht wird - etwa durch die Bezahlungsmodalitäten oder die Versandrichtlinien. Hinzu kommt, dass Interessenten im Internet direkt auf die nationalen Seiten mit höheren Preisen umgeleitet werden - die IP-Adresse des Computers zeigt dem Unternehmen, wo sich ein Nutzer ins Internet einloggt.

Die EU-Kommission hat Frankreich jetzt angewiesen, die Preispolitik Disneys zu untersuchen. Sollte Paris nichts unternehmen, könnte die Kommission das Land verklagen.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Kommission auf ähnliche Weise Druck ausgeübt - Autovermieter hatten mit Hilfe der IP-Adressen Interessenten im Internet auf die nationalen Angebote der Autovermieter geleitet und so internationale Preisvergleiche erschwert.

Die deutschen Kunden lernen daraus: Die größte Gefahr für überteuerte Preise geht nicht vom Sprachakzent aus, sondern von der IP-Adresse. Denn die Denke der Panzerknacker, die bei Disney zu Hause sind, gibt es überall. Wie formulierten sie es doch gleich: "Wir sind die schlimmsten Knacker der Welt! Wir knacken und zwacken, wo es uns gefällt!"

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