Digitalisierung:App für Privatpatienten

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Die Unternehmen der Branche wollen gemeinsam eine Karte für ihre Klientel entwickeln, die mehr Möglichkeiten als die elektronische Gesundheitskarte der Kassen haben soll. Auf den Datenschutz wollen sie dabei streng achten.

Von Ilse Schlingensiepen, Berlin

Die privaten Krankenversicherer (PKV) investieren hohe Summen in die Digitalisierung. Auch wenn die Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte bei den gesetzlichen Krankenkassen nur schleppend vorankommt, weiß die private Konkurrenz: Wir müssen unseren Kunden etwas Vergleichbares bieten. Wenn die Kassenpatienten eines Tages auf der Karte medizinisch wichtige Daten für den Notfall und Informationen über ihre Arzneimittel gespeichert haben, dürfen die PKV-Unternehmen nicht mit leeren Händen dastehen. Der Vorteil der Privaten: Sie könnenneuere Technologien einsetzen.

"Die Branche arbeitet gemeinsam an einer modernen Alternative zur elektronischen Gesundheitskarte der gesetzlichen Krankenversicherung", kündigte der Vorsitzende des PKV-Verbands Uwe Laue am Donnerstag auf der Jahrestagung der Branche an. Das von der gesetzlichen Krankenversicherung gewählte Digitalisierungs-Instrument der Chipkarte könne nicht der alleinige Weg in die Zukunft sein.

Die 48 PKV-Unternehmen in Deutschland wollen die Aufgabe gemeinsam angehen

Die elektronische Gesundheitskarte in der gesetzlichen Krankenversicherung ist 2003 auf den Weg gekommen. Es hat ewig gedauert, bis das Riesenprojekt Form angenommen hat - die Ablehnung auf Seiten der Ärzteschaft, Datenschutzbedenken und vor allem immer neue technische Schwierigkeiten standen der Umsetzung im Weg. Zwar hat inzwischen fast jeder Kassenpatient eine Chipkarte mit Foto. Sie leistet aber kaum mehr als die frühere Krankenversicherungskarte. Ist die sogenannte Telematik-Infrastruktur für den Datenaustausch erst einmal flächendeckend implementiert, soll sich das ändern. Alle Versicherten haben dann nach den Vorgaben des eHealth-Gesetzes ein elektronisches Rezept auf der Karte. Die Versicherten können sich außerdem freiwillig für die Speicherung von Notfalldaten entscheiden, ebenso für elektronische Arztbriefe, Medikationspläne, eine Patientenakte und ein Patientenpostfach.

Die PKV will ähnliche Angebote für ihre Kunden machen. Man suche aber nach effizienteren Lösungen, sagte Laue: "Rein digital mit einer App, die alle Kernfunktionen aus dem eHealth-Gesetz wie zum Beispiel Notfalldaten oder Impfpass natürlich erfüllt, aber noch viel mehr möglich macht." Diese App soll nach den bisherigen Planungen Anfang 2018 auf den Markt kommen. Langfristig soll sie es den Unternehmen ermöglichen, ihren 8,8 Millionen Kunden weitere Service-Funktionen anbieten. Laue stellte klar, dass die Branche eine gemeinsame Basis für die Digitalisierung braucht. Zum einen sind bis auf wenige Ausnahmen die 48 PKV-Unternehmen in Deutschland zu klein, um die Aufgabe allein zu stemmen. Zum anderen würden sich Ärzte, Krankenhäuser und andere Leistungserbringer bedanken, wenn jeder Anbieter mit einer anderen IT-Lösung und einer anderen Schnittstelle aufwarten würde. Anders als in der GKV müssen die Ärzte für die PKV nicht die entsprechende Infrastruktur wie Lesegeräte und Schnittstellen vorhalten.

Das von der PKV entwickelte digitale Netzwerk wird auch den Datenaustausch zwischen Versicherern und Ärzten oder anderen Leistungserbringern ermöglichen. Laue sagte, dass bei sämtlichen Anwendungen die Versicherten Herr ihrer Daten bleiben werden.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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