Digitale Konkurrenz:"Banken sind leidensfähig"

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Theodor Weimer, Chef der Hypo-Vereinsbank, im Streitgespräch mit der österreichischen Journalistin Esther Mitterstieler. (Foto: Stephan Rumpf)

Was richten die Konzerne gegen die digitale Konkurrenz aus? Ein Streitgespräch mit HVB-Chef Theodor Weimer.

Von Stephan Radomsky, Frankfurt

Alles dreht sich in Frankfurt um den Paradigmenwechsel im Bankgeschäft, die "Disruption" durch junge Unternehmen - und die Antwort einer Branche, die noch schwer mit den Nachwirkungen der Finanzkrise kämpft. Ein Streitgespräch zwischen der österreichischen Journalistin Esther Mitterstieler und dem Chef der Hypo-Vereinsbank, Theodor Weimer.

Theodor Weimer: Sie werfen uns Bankern vor, wir würden die Zukunft verzocken. Aber wir Banken sind notgedrungen den Unsicherheiten des Finanzmarkts ausgeliefert. Uns dafür zu verteufeln, bringt nichts. Wer eine starke Realwirtschaft will, braucht starke Banken.

Esther Mitterstieler: Ich verteufle Sie nicht. Es gibt die Börse, und das ist auch gut so. Aber sehr viel glaubwürdiger als vor der Krise sind die Banker nicht geworden.

Weimer: Die Branche hat sich in nur acht Jahren unheimlich gewandelt. Wir mussten die Kosten in den Griff bekommen, die niedrigen Zinsen und sind zu einer höchst regulierten Branche geworden.

Mitterstieler: Die Banken sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Deshalb werden ihnen junge digitale Finanzunternehmen, also Fintechs, auf lange Sicht wehtun.

Weimer: Unterschätzen Sie uns nicht. Die Banken sind heute leidensfähig. Und eines ist klar: Es geht den Banken noch immer nicht gut. Es gibt zwar einige, die besser dastehen, aber nur wenige kommen auf ihre Kapitalkosten. Aber gerade in schwierigen Zeiten kann man sich auch besser von der Konkurrenz absetzen.

Mitterstieler: Dafür müssten die Banken näher an den Kunden ran. Momentan habe ich aber das Gefühl, dass sie die Filialen einfach nur ins Netz stellen. Das ist zu wenig.

Weimer: Was gerade in den Filialen passiert ist eine Reaktion - die echte Revolution ist es nicht. Dafür müssten wir unser Geschäftsmodell durch neue Ideen kannibalisieren lassen. Ich bin überzeugt, dass wir das zulassen und fördern müssen.

Mitterstieler: Und was, wenn die Fintechs mit diesen Ideen auch Banklizenzen wollen? Das wird passieren - und dann werden Sie überflüssig.

Weimer: Die großen wie Paypal werden die Lizenz wollen, die kleinen nicht. Die wollen gerade nicht so sein wie wir. Wir Banken versuchen, uns jetzt schon zu beteiligen. Ich habe in den vergangenen vier Monaten 45 Millionen Euro in Fintechs gesteckt. Da ist sicher nicht alles Gold, am Ende werden wenige, extrem gute überleben - nur werden sie nicht kleine Firmen bleiben, weil sich Banken auf sie stürzen werden.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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