Die Strategie zieht nicht mehr:Dell will alle Fabriken verkaufen

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Der Computerhersteller Dell bricht mit der Firmentradition: Alle Fabriken sollen abgestoßen werden - auch europäische Standorte könnten betroffen sein.

Die Strategie war der Anfang - und begründete den Erfolg des Computerherstellers Dell. Von seinen Zulieferern bekam das Unternehmen Komponenten geliefert, die dann in den Dell-eigenen Firmen zu Computern zusammengebaut wurden - nach den individuellen Wünschen jedes Kunden.

Radikaler Strategieschwenk: Der Computerhersteller Dell will alle seine Fabriken verkaufen. (Foto: Foto: AP)

Viele Jahre ging das gut, Konkurrenten schauten neidisch auf das Erfolgsmodell Dell. Heute ist genau dieses System der Schwachpunkt des Herstellers. Denn die Strategie ist ausgerichtet auf die Massenproduktion von standardisierten Desktop-PCs für Geschäftskunden. Wachstum generiert die Branche heute vor allem mit Laptops, die in Elektroketten wie Saturn oder Media-Markt an Endkunden verkauft werden.

Doch nun muss sich Dell neu erfinden. Im zweiten Quartal hatte der Computerhersteller fast ein Fünftel weniger verdient, weil die Unternehmen im Zuge der weltweiten Konjunkturflaute ihre IT-Ausgaben radikal kürzten. Mit einer Serie von quietschbunten Laptops hatte Dell bereits auf die neuen Anforderungen der Kunden reagiert, im zweiten Schritt geht das US-Unternehmen radikaler vor.

Asiatische Hersteller interessiert

Der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller will einem Bericht des Wall Street Journals zufolge seine Fabriken ganz verkaufen. Damit sollen die Produktion günstiger werden und die Flexibilität höher. In dem Bericht heißt es unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise, Dell habe PC-Auftragsherstellern bereits entsprechende Angebote gemacht. Es werde erwartet, dass Dell in den kommenden 18 Monaten die meisten, möglicherweise alle seine Fabriken verkaufe.

Dem Bericht zufolge könnten die Käufer große Auftragshersteller in Asien sein. Das US-Unternehmen würde im Gegenzug seine Computer bei dem neuen Besitzer in seinen ehemaligen Fabriken fertigen lassen.

Ob der Plan aufgeht, ist noch unklar. Denn die kostenbewussten asiatischen Hersteller haben zwar geringere Kosten, weil sie nicht - wie Dell - viel Geld in Marketing oder Forschung ausgeben müssen. Doch die Firmen werden sich genau überlegen, ob sie in den vergleichsweise teuren Standort Amerika investieren - oder in Europa. Dort betreibt Dell nach Aussage einer Sprecherin zwei Fabriken in Irland und Polen.

Vorbild Hewlett-Packard

In Deutschland ist Dell an zwei Standorten vertreten, der Zentrale in Frankfurt/Main und dem Service- und Vertriebszentrum in Halle an der Saale. Diese Arbeitsplätze wären somit voraussichtlich nicht betroffen.

Ohnehin ist der Verkauf noch nicht in trockenen Tüchern. Ein Dell-Sprecher wollte gegenüber dem Wall Street Journal nicht konkret werden. Er bezog sich auf eine frühere Mitteilung des Unternehmens. Demnach prüft das Unternehmen den Ausbau der bestehenden Partnerschaften bei der Produktion sowie mögliche weitere Auslagerungen.

Vorbild ist der Dell-Konkurrent Hewlett-Packard (HP). Der Konzern setzt bereits auf Auftragsfertigung. HP baut "weniger als die Hälfte" seiner Computer in eigenen Fabriken zusammen, schrieb HP-Manager Tony Prophet kürzlich in einer Email.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa-AFX/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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