Börsenrekord:Dax überspringt erstmals 11 000-Punkte-Marke

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  • Erstmals in seiner Geschichte notiert der deutsche Aktienindex Dax über 11 000 Punkten.
  • Anleger sind über die Friedensinitiative in der Ukraine und eine mögliche Lösung des Griechenland-Konflikts erleichtert.
  • Die lockere Geldpolitik und teils negative Renditen für Staatsanleihen lassen Aktien attraktiv erscheinen.

In diesem Jahr hat der Dax schon 17 Prozent gewonnen

Der deutsche Aktienindex Dax hat am Freitag erstmals in seiner 27-jährigen Geschichte die Marke von 11 000 Punkten übersprungen. Er lag am Vormittag zeitweise bei 11 003 Punkten. Seit Anfang Januar legten die 30 wichtigsten deutschen Aktien um mehr als 17 Prozent zu. Die Einigung auf eine Waffenruhe in der Ukraine und Hoffnungen auf eine rechtzeitige Lösung für Griechenland hätten dem Dax den entscheidenden Schub für den großen Sprung gegeben, sagte Händler Markus Huber vom Londoner Wertpapierhändler Peregrine & Black. Hinzu kommt, dass sich die Konjunktur in der Eurozone allmählich erholt. Am Morgen hatten neue Wirtschaftsdaten gezeigt, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende hin wieder gewachsen ist.

Die Notenbanken fluten die Märkte mit billigem Geld

Hintergrund der starken Aktiennachfrage ist die außerordentlich lockere Geldpolitik. Weil die Notenbanken die Kapitalmärkte weltweit mit billigem Geld fluten, erscheinen Aktien attraktiv.

Weltweit haben Zentralbanken den Leitzins nahe null Prozent gesenkt. Dadurch sind auch die Renditen sicherer Staatsanleihen geschrumpft. Noch vor wenigen Jahren waren Erträge von nahezu null Prozent bei langlaufenden Staatsanleihen kaum vorstellbar; negative Renditen galten als praktisch unmöglich. Heute scheinen sie Teil einer neuen Normalität geworden zu sein. Viele Anleger wollen sich damit nicht zufrieden geben, Versicherer und Pensionskassen brauchen sogar dringend höhere Erträge, weil sie ihren Kunden teils stattliche Garantiezinsen zugesagt haben. Einzig Aktien versprechen in diesem Marktumfeld noch ansehnliche Profite. Viele Unternehmen schütten zudem hohe Dividenden aus.

Eine Spekulationsblase ist nicht ausgeschlossen

Der Herdentrieb ist in vollem Gang: Alle investieren in Aktien, weil es alle tun. Ähnliche Phasen gab es schon zur Jahrtausendwende und in den Jahren bis 2007 - Stichwort Internet- und Immobilienblase. In beiden Fällen kam es zur globalen Finanzkrise.

Experten gehen davon aus, dass der jüngste Börsenrausch angesichts des vielen billigen Geldes noch lange anhalten kann, gleichwohl gibt es Zweifel, ob diese Preise gerechtfertigt sind. Die Weltwirtschaft lahmt, in vielen Ländern Europas und in Japan stagniert die Wirtschaft. Doch Unternehmen müssen Gewinne machen, um steigende Aktienkurse zu rechtfertigen. Die Firmen sind jedoch, vor allem in Europa, zurückhaltend. Sie nehmen für Investitionen kaum Kredit auf. Die Kreditvergabe der Banken im Euroraum ist seit Jahren rückläufig. So ist ein verstörendes Phänomen zu beobachten: Während die Investoren an den Börsen hohe Risiken eingehen, möchten die Unternehmer nur sehr ungern Risiken tragen. Doch am Ende müssen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft im Einklang sein. Bislang ist die Bewertung des Dax allerdings noch relativ niedrig - sowohl historisch, als auch im Vergleich zu den anderen Börsen.

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