Die Telekom will sich für die Spitzelaffäre entschuldigen. Das ist schön. Die Telekom will sich aber erst dann entschuldigen, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und genau klar ist, wem welches Unrecht geschehen ist. Das ist weniger schön.
Vor mittlerweile drei Monaten wurde von den Medien enthüllt, auf welch seltsame Weise die Telekom jahrelang einzelnen Medienvertretern nachgestellt hat. Seit mittlerweile drei Monaten wissen Journalisten und Aufsichtsräte, dass die Telekom sie ausspioniert hat. Manche der Observationen lassen sich bis ins Detail nachvollziehen. Warum kann die Telekom sich dafür nicht bereits jetzt entschuldigen? Mehr noch: Warum hat sie dies nicht längst getan?
Es wäre ein Leichtes gewesen (und eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit), dass die Verantwortlichen der Telekom zum Hörer greifen und die betroffenen Journalisten anrufen. René Obermann hätte dies machen können. Obermann hätte auch öffentlich erklären können: Es tut uns leid. Wir wissen nicht, wie es dazu kommen konnte. Aber es hätte nicht dazu kommen dürfen. Stattdessen sagte der Telekom-Chef drei Monate nach Beginn der Affäre, für eine Entschuldigung brauche man zunächst die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft. Warum denn das bitte? Glaubt die Telekom den bisherigen Erkenntnissen nicht? Oder will sie sich nur dann entschuldigen, wenn es zu einer Anklage kommt?
Ein paar hundert Meter entfernt von der Telekom-Zentrale stand an diesem Tag ein Mann am Rhein und brachte das schwere Wort über die Lippen: Entschuldigung. Der Mann hieß Wolfgang Clement. Er hat sechseinhalb Monate dafür gebraucht. Vielleicht sollte Obermann einmal mit ihm reden.