Deutsche Post:Runterkurbeln

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Schnellrestaurants bieten den Service seit Jahren. Nun testet auch die Post in Bad Kreuznach einen Schalter zum Vorbeifahren. (Foto: oh)

Jetzt kann man Pakete durchs Autofenster abgeben und entgegennehmen: Die Post eröffnet ihren ersten Autoschalter.

Von Benedikt Müller

Für den bequemen, aber stressgeplagten Menschen hält die Wirtschaft ja allerlei Angebote bereit. Den Burger nimmt der Hungrige im Vorbeifahren entgegen. Der Baumarkt lädt die schweren Fliesen in den Kofferraum des Kunden. Und eines Tages, so scheint es, kann der Autofahrer wild gestikulierend an Videokonferenzen teilnehmen, während sein Fahrzeug von selbst nach Hause steuert. Wer möchte, kann sein Leben also längst im Drive-in-Modus verbringen.

Da wundert es nicht, dass nun auch die Deutsche Post in die Ökonomie des Vorbeifahrens einsteigt. Von nächster Woche an testet der Konzern erstmals einen Autoschalter an einer Filiale im beschaulichen Bad Kreuznach bei Mainz. Wer mal wieder nicht zu Hause war, als der Bote das Paket bringen wollte, kann es dort entgegennehmen, ohne aus dem Fahrzeug zu steigen. Oder sich das Päckchen gleich an die Drive-in-Filiale schicken lassen. Diese habe bis 20 Uhr offen, heißt es bei der Post und ja, man könne dort auch Briefe oder Pakete abgeben.

Der Autoschalter sei ein weiterer, kleiner Mosaikstein, sagt ein Konzernsprecher, in der großen Kunst der Paketlogistik. Die Kunden in Deutschland empfangen heute doppelt so viele Sendungen wie zur Jahrtausendwende, doch allzu oft landen die Pakete bei bislang völlig unbekannten Nachbarn, in Filialen mit frühem Ladenschluss oder gar irgendwo am Gartenzaun. Die Firmen tüfteln unentwegt an Lösungen, stellen bunte Kästen an den Knotenpunkten auf, wagen in Apps stundengenaue Prognosen, wann der Bote wohl vor Ort sei, oder machen eben Schalter für die Autofahrer auf.

Übrigens hat die Post die Vorzüge des Vorbeifahrens schon früh erkannt, stehen doch auffällig viele Briefkästen seit jeher an Straßenzügen, die Kunden wie Briefträger gut mit dem Auto anfahren können. Je nach Verkehr und Körperbau gelingt es Briefeschreibern so schon seit Jahren, ihre Sendungen unterwegs auf den Postweg zu bringen.

Sollte der sechsmonatige Test in Bad Kreuznach nun gut ankommen, erwäge die Post weitere Autoschalter für Pakete zu eröffnen, heißt es bei dem Konzern. Geeignete Standorte habe man bereits im Auge.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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