Deutsche Post:Heute hier, morgen dort

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Anlass für Beanstandungen: Die Post hat in München Probleme bei der Briefzustellung. (Foto: Julian Stratenschulte/picture alliance/dpa)

Der Konzern wirbt für lockerere Vorgaben, wie lange Briefe in Deutschland brauchen dürfen. Kritiker untersuchen indes, wie schnell die Post wirklich ist.

Der gute, alte Brief hats schwer: Wenn die Rechnung heutzutage per Mail eintrudelt, der Weihnachtsgruß per Whatsapp, die Werbung via Facebook, dann wird im Gegenzug immer weniger Post verschickt. Knapp 15 Milliarden Briefe reisten 2018 noch durch Deutschland, berichtet die Bundesnetzagentur, drei Prozent weniger als zuvor.

Und so geht das seit Jahren. Gleichwohl gelten hierzulande noch vergleichsweise strikte Regeln für die Post: An sechs Tagen die Woche muss sie Briefe austragen, so steht es bislang im Gesetz, obwohl die Europäische Union nur fünf Tage vorschreibt. Und mindestens 80 Prozent aller Schreiben, die ein Kunde werktags rechtzeitig abgibt oder einwirft, müssen am nächsten Werktag ankommen; 95 Prozent der Briefe bis zum übernächsten. Doch das Bundeswirtschaftsministerium will das 22 Jahre alte Postgesetz reformieren, wie seit dem Sommer bekannt ist.

Nun hat die Deutsche Post im politischen Beirat der Bundesnetzagentur dafür geworben, die Vorschriften für die sogenannten Laufzeiten zu lockern, wie der Konzern bestätigt. Auf bestimmten Inlandsstrecken müsse man täglich Briefe fliegen, damit sie am nächsten Tag ankämen. Wenn man darauf aus Klimaschutzgründen verzichten würde, "hätte das unmittelbar Auswirkungen auf die Brieflaufzeiten", so ein Sprecher. Die Post will dies freilich als Anregung verstanden wissen, nicht als "konkrete Forderung". Es gehe mittelfristig darum, den Anstieg der Kosten pro Brief zu mindern, an denen sich folglich auch das Porto bemisst.

Unterdessen monieren Kritiker, dass der Konzern schon heute nicht immer und überall die Auflagen einhalte. "Aus unserer Sicht besteht hinsichtlich der Qualität Handlungsbedarf", sagt Klaus Gettwart, Vorstand des DVPT; in dem Verband sind Großversender wie etwa Banken oder Versicherungen organisiert. Zwar prüft die Bundesnetzagentur regelmäßig, wie schnell Briefe ankommen. Doch verschickt der DVPT seit April Zehntausende Testsendungen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Man habe schon jetzt Abweichungen festgestellt, heißt es von dem Verband. Endgültige Zahlen wolle man im kommenden April vorlegen.

© SZ vom 29.11.2019 / dpa/ikt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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