Deutsche Post:Dank höherem Porto

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Ein Standardbrief kostet seit Juli 80 statt 70 Cent. Diese Portoerhöhung bringt der Post etwa 280 Millionen Euro jährlich ein. (Foto: dpa)

Ein Standardbrief kostet seit Juli zehn Cents mehr. Zu schaffen machen dem Konzern die Handelskonflikte.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Seit gut einem Monat müssen Kunden der Deutschen Post teurere Märkchen auf Briefe und Karten pappen; der Konzern durfte die Porti um gut zehn Prozent anheben. Was manchen Verbraucher ärgert, nützt nun der Post und ihren Aktionären. Legt man die derzeitige Zahl der Briefe zugrunde, wird die Erhöhung der Firma zusätzliche Einnahmen von etwa 280 Millionen Euro jährlich bescheren.

Vor allem deshalb kann die Post ihre Prognose schärfen: Der Logistikkonzern erwartet in diesem Jahr einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von mindestens vier Milliarden Euro - 100 Millionen mehr als bislang prognostiziert. Schon nach dem ersten Halbjahr steht ein Vorsteuergewinn von 1,9 Milliarden Euro. Fast die Hälfte des Jahresziels habe man also erreicht, sagt Vorstandschef Frank Appel, dabei stehen der Effekt des Briefportos und das wichtige Weihnachtsgeschäft erst noch bevor.

Trifft die Portoerhöhung in diesem Jahr zunächst nur Privatleute und kleinere Geschäftskunden, will das Unternehmen im nächsten Jahr auch die Preise für Großkunden anheben, die Tausende Briefe bereits vorsortiert in Verteilzentren der Post einliefern. Der Konzern will diese Teilleistungspreise um drei bis vier Prozent erhöhen. An der Börse hat die Post-Aktie am Dienstag zeitweise fünf Prozent zugelegt. Dass sich zugleich immer mehr Kunden bei der Bundesnetzagentur über die Post und ihre Konkurrenten beschweren, scheint Anleger hingegen kaum zu kümmern.

Allerdings hat der Bonner Konzern in seiner Brief- und Paketsparte in der ersten Jahreshälfte weniger Geld verdient als im Vorjahreszeitraum. Grund seien gestiegene Löhne und Transportkosten; mit diesen Argumenten hatte die Post auch für ein höheres Porto geworben. Um Kosten zu sparen, hat der Konzern in den vergangenen Monaten bereits etwa 800 Beamte in den Vorruhestand geschickt. Und im zweiten Halbjahr könnten weitere Umbauten im Post- und Paketgeschäft folgen, kündigt Finanzchefin Melanie Kreis an.

Die Bundesregierung will zudem das zwei Jahrzehnte alte Postgesetz überarbeiten, das der Post beispielsweise vorschreibt, dass sie an allen sechs Werktagen Briefe zustellen muss. "Wir denken, es ist an der Zeit, neu darauf zu schauen", begrüßt Kreis die Reformpläne.

Binnen Jahresfrist gestiegen sind die Gewinne der Lagerlogistik- sowie der internationalen Frachtsparte. Allerdings spürt der Konzern - etwa in der Luftfracht - eine schwächere Nachfrage entlang der wichtigsten Handelsrouten. "Handelskonflikte kennen keinen Gewinner", konstatiert Kreis. Viele große Volkswirtschaften wachsen derzeit langsamer als in Vorjahren. Die Post sei "natürlich nicht immun" gegen einen möglichen Abschwung. "Aber unser breites Portfolio macht uns robuster."

© SZ vom 07.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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