Deutsche Post:300 Euro für jeden

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Immer unterwegs: Ein Streetscooter der Deutschen Post fährt über eine Landstraße. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Der Konzern kommt bislang solide durch die Corona- Krise. Daher soll es bald Dividende geben - und Boni.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Wie viel die Deutsche Post zuletzt zu tun hatte, haben viele Menschen vor der eigenen Haustür erlebt. Seitdem Läden wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen mussten und auch danach nur unter Auflagen aufsperrten, kaufen die Menschen in Deutschland mehr online ein. Nicht nur davon profitiert die Post mit ihrer Paketsparte: Auch im weltweiten Geschäft mit Fracht und eiligen Sendungen verdiente der Konzern im vorigen Quartal mehr Geld als im Vorjahreszeitraum - trotz Corona-Krise. "Wir sind zurück auf dem Wachstumspfad", sagt Vorstandschef Frank Appel. Insgesamt meldet die Post für die vergangenen Monate 16 Prozent höhere Gewinne als im Vorjahresquartal.

Daher zeigt sich der Konzern nun in Geberlaune: Zum einen sollen alle Beschäftigten weltweit in den kommenden Monaten einen Bonus von je 300 Euro erhalten, Führungskräfte ausgenommen. Die Einmalzahlungen kosten die Post mit ihren vielen Beschäftigten etwa 200 Millionen Euro. Zum anderen sollen die Aktionäre auch in diesem Jahr eine Dividende von 1,15 Euro je Anteilsschein erhalten. Viele andere Unternehmen haben dagegen ihre Ausschüttungen wegen der Corona-Krise gesenkt oder komplett ausgesetzt.

Freilich meldet die Post auch Probleme. So tragen ihre Boten deutlich weniger Werbebriefe aus als vor der Pandemie. Auch korrigiert der Konzern nun den Wert seines internationalen Lagerlogistik- und Paketgeschäfts um etwa 100 Millionen nach unten. Beispielsweise leidet DHL in Großbritannien unter dem Einbruch der Autoproduktion bei Jaguar Land Rover. "Da wir da Dienstleister sind, können wir noch nicht genau abschätzen, was das für uns bedeutet", sagt Appel. Die örtliche Gewerkschaft Unite fürchtet den Verlust von bis zu 2200 Arbeitsplätzen. Darüber hinaus kostete es die Post im vergangenen Quartal weitere 100 Millionen Euro, ihre Elektrowagenproduktion Streetscooter einzustampfen.

Dennoch habe das Quartalsergebnis insgesamt die Erwartungen übertroffen, heißt es von Analysten. An der Börse gewann die Post am Mittwoch zeitweise zwei Prozent an Wert. Damit liegt der Aktienkurs annähernd wieder auf dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dass der Konzern der Belegschaft einen Bonus zahlt, hatte die Fachgewerkschaft DPVKOM bereits vor zwei Monaten gefordert - allerdings in einer Größenordnung von 1000 Euro pro Beschäftigtem. Daher wolle man in der Tarifrunde von August an einen "Nachschlag" fordern, kündigt DPVKOM-Chefin Christina Dahlhaus an. Auch bei Verdi begrüßt man den Bonus zwar als Zeichen der Wertschätzung. "Aber er ersetzt natürlich keine reguläre Tariferhöhung", sagt ein Gewerkschaftssprecher. "Für die werden wir im Herbst streiten."

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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