Deutsche Bank im Fall Leo Kirch:Zahltag

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Als sich Medienmagnat Leo Kirch Anfang 2002 in großer Not befand, hat der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer Pläne entwerfen lassen, wie man Kirchs Film- und Fernsehimperium zerlegen und daran prächtig verdienen könne. "Barolo" hieß das Geheimprojekt. So verspielt eine Bank ihr wichtigstes Kapital: das Vertrauen.

Ein Kommentar von Klaus Ott

Leo Kirch ist schon lange tot, aber sein Geist spukt immer noch in der Deutschen Bank herum. Ständig kommen neue Details über den dubiosen Umgang des Geldinstituts mit dem Medienmagnaten ans Licht, der einst ein großer Kreditkunde gewesen war.

Als sich Kirch Anfang 2002 in großer Not befand, hat der damalige Bank-Chef Rolf Breuer mit Konkurrenten des Medienunternehmers über dessen Schicksal beraten. Er hat in der Bank Pläne entwerfen lassen, wie man Kirchs Film- und Fernsehimperium zerlegen und daran prächtig verdienen könne. "Barolo" hieß das Geheimprojekt. Und dann hat Breuer auch noch öffentlich schlecht geredet über den Kreditkunden, um ihm anschließend die Hilfe der Bank anzubieten. Die könne, so wörtlich, ein "Schutzschild" sein. Zynischer geht es nicht.

Transparenz, statt darauf zu hoffen, dass Missstände nicht bekannt werden

Eine Bank, die so agiert, verspielt ihr wichtigstes Kapital: Das Vertrauen der Kunden. Das kann erst dann wieder zurückgewonnen werden, wenn die Deutsche Bank ihre Vergangenheit endlich konsequent aufarbeitet. Wenn das heutige Chefduo Jürgen Fitschen und Anshu Jain keine falsche Rücksicht mehr nimmt auf die Vorgänger Rolf Breuer und Josef Ackermann. Wenn die Bank sich durchleuchtet und Verstöße selbst zutage fördert, statt nur das zuzugeben, was Behörden ermitteln, und ansonsten darauf zu hoffen, dass Missstände nicht bekannt werden. Kirch ist nur ein Fall, "Barolo" nur einer von vielen derartigen Vorgängen.

Die Bank redet sich darauf hinaus, dass Breuer öffentlich gar nichts Falsches über Kirch gesagt habe. Das ist zwar richtig. Der Firmenherr war damals so gut wie pleite und zwei Monate später wirklich am Ende. Er hatte sich mit der Formel 1, mit seinem hochdefizitären Abofernsehen und anderen teuren Projekten übernommen, er hatte sich verzockt. Er selbst und nicht die Deutsche Bank war schuld am Zusammenbruch seines Imperiums. Doch darum geht es nicht vor Gericht, wo Kirchs Erben auf Schadenersatz in Milliardenhöhe klagen. Und bei der Staatsanwaltschaft, die gegen Breuer, Ackermann, Fitschen und andere ermittelt.

Dort geht es um den verwerflichen Umgang des Finanzkonzerns mit seinem Kreditkunden und um den anschließenden Versuch, das bei der Justiz zu vertuschen. Manche Banker in der Frankfurter Zentrale glauben offenbar, sie könnten nach ihren eigenen Regeln agieren, sie stünden über Recht und Gesetz. Mit dem von den Chefs versprochenen Kulturwandel ist es bislang nicht weit her.

Will der Vorstand diese Affäre halbwegs heil überstehen, dann muss er jetzt handeln. Die Bank muss sich von jenen Anwälten trennen, die im Fall Kirch einen harten, einen falschen Kurs propagieren. Fitschen muss der Staatsanwaltschaft Rede und Antwort stehen. Er muss die Fehler seiner Vorgänger und eigene Versäumnisse zugeben. Fitschen und Jain müssen sich im Namen des Instituts bei der Justiz und bei Kirchs Erben entschuldigen. Und die Bank muss endlich Schadenersatz zahlen. Alles andere beschädigt das Geldinstitut noch mehr.

© SZ vom 21.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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