Finanzindustrie:Deutsche Bank schließt jede fünfte Filiale

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Kunden sollen vermehrt über Video und Telefon beraten werden. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Mehr als 100 Filialen sollen "so rasch wie möglich" wegfallen. Nicht alle Regionen in Deutschland sind gleich betroffen.

Die Deutsche Bank will jede fünfte Filiale in Deutschland schließen. "Wir planen, die Zahl der Filialen so rasch wie möglich von gut 500 auf etwa 400 zu verringern", sagte Philipp Gossow, Leiter des Privatkundengeschäfts der Marke Deutsche Bank. "Das wollen wir hauptsächlich in Städten tun, in denen wir ohnehin mit mehreren Filialen vertreten sind." In ländlicheren Gebieten wolle die Bank bleiben, um ein flächendeckendes Filialnetz zu erhalten.

Auch andere Institute schließen vermehrt Geschäftsstellen und verlagern die Beratung in die digitale Welt. Nach Ansicht der Finanzberatungsgesellschaft ZEB beschleunigt die Corona-Krise den Trend. Bis 2025 wird die Zahl der Filialen nach Ansicht des ZEB in Deutschland auf 15 000 von derzeit rund 27 000 sinken.

"Die Anforderungen an die Beratung und das Filialgeschäft haben sich durch Corona weiter verändert", sagte Deutsche-Bank-Manager Gossow. "Selbst Kunden, die früher nicht viel anfangen konnten mit Online-Banking, erledigen mittlerweile viele einfache Bankgeschäfte am Computer oder iPad von zu Hause aus." Künftig werde sich das Geldhaus mehr über Video und Telefon an Kunden wenden, erläuterte Gossow, der die Pläne in Frankfurt bei einer Bankenkonferenz präsentierte. Dafür werde mehr Geld in den Ausbau von Technologie investiert, um etwa Produktabschlüsse über das Internet zu ermöglichen.

Auch komplexe Beratungen wie etwa für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren sollen häufiger über Video oder Telefon stattfinden. Denn der Beratungsbedarf sei nach wie vor groß, sagte Gossow. "Die Nachfrage der Kunden nach Beratung ist seit der Corona-Krise deutlich gestiegen. Die Kunden gehen aber für die Beratung seltener in die Filiale."

Mit den Schließungen sei auch ein Stellenabbau verbunden, die Zahl der Berater solle aber stabil bleiben, machte der Deutsche-Bank-Manager klar. Die Gespräche mit den zuständigen Gremien hätten schon begonnen. Die wegfallenden Arbeitsplätze gehören zu den 18 000 Stellen, deren Abbau im Rahmen der neuen Konzernstrategie Vorstandschef Christian Sewing im Juli 2019 angekündigt hatte. Deutsche Geldhäuser betreiben viel mehr Filialen als etwa britische oder niederländische Institute wie die ING, die als Vorreiter bei der Digitalisierung gilt.

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