Deutsche Bahn:GDL fordert Boni-Verzicht für Manager

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Lokführergewerkschaft und Bahn streiten über einen neuen Tarifvertrag. Der klamme Konzern will die Gehälter weniger stark steigen lassen. GDL-Chef Weselsky fordert auch in der Krise ein deutliches Plus - und greift die Unternehmensspitze an.

Von Markus Balser, Berlin

Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL verhärten sich schon zum Start der Schlichtung die Fronten. Die GDL forderte am Donnerstag 4,8 Prozent mehr Lohn für ein Jahr, eine Einmalzahlung von 1300 Euro und einen dreijährigen Verzicht des Managements auf Boni - und damit deutlich mehr, als die Bahn zahlen will. "Wir sind überzeugt, dass die Kolleginnen und Kollegen mehr verdient haben als Klatschen von Balkonen und am Ende immer wiederkehrende Märchen vonseiten des Managements, dass alles besser werde", sagte GDL-Chef Claus Weselsky in Berlin. Bahn und Gewerkschaft starteten dort am Morgen in ein Schlichtungsverfahren.

Angesichts des von der Corona-Krise ausgelösten Einbruchs der Passagierzahlen will die Bahn den Anstieg der Personalkosten dämpfen und fordert auch Zugeständnisse von den Beschäftigten. Der Konzern kämpft mit milliardenschweren Finanzlöchern wegen der Pandemie, defizitären Sparten und dem geplatzten Verkauf einer Konzerntochter. Die Forderung nach Zugeständnissen der Beschäftigten löst bei der GDL jedoch heftigen Ärger aus. Die Lokführer hätten den Verkehr auf der Schiene während der Corona-Krise rund um die Uhr pünktlich und zuverlässig aufrechterhalten und seien noch immer stark belastet. Das müsse honoriert werden. Weselsky machte am Donnerstag zudem Managementfehler für die Lage der Bahn verantwortlich. Auch sei die Verwaltung des Staatskonzerns viel zu groß.

Verwaltungsmitarbeiter sind bei der Bahn nicht in der GDL organisiert, sondern in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Die EVG hatte sich mit dem bundeseigenen Konzern bereits vor mehreren Wochen auf einen neuen Tarifvertrag mit nur moderaten Lohn- und Gehaltserhöhungen verständigt, die weit unter den nun vorgelegten Forderungen der GDL liegen. Dafür sind bis zum Ende der Laufzeit Ende Februar 2023 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Der Tarifvertrag läuft im Februar aus. Bis dahin sind wegen der geltenden Friedenspflicht Streiks ausgeschlossen. Weselsky deutete an, dass die GDL auch einen harten Arbeitskampf für möglich hält. "Die Lokführer haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie streiken können", sagte er. Die Schlichtung dürfte einige Wochen dauern. Zum Schlichter bestimmten beiden Seiten den ehemaligen Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Die GDL vertritt 30 000 Beschäftigte.

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