Der große Post-Check:Wenn der Brief nicht pünktlich kommt

Verschickt die Post eine Karte in Herzform? Und wie pünktlich, preiswert und zuverlässig ist das Unternehmen? Reporter haben hinter die Fassaden der Deutschen Post geschaut - und Erstaunliches entdeckt.

1 / 2
(Foto: dpa)

Verschickt die Post eine Karte in Herzform? Und wie pünktlich, preiswert und zuverlässig ist das Unternehmen? Reporter haben hinter die Fassaden der Deutschen Post geschaut - und Erstaunliches entdeckt. Jeden Tag stellt die Deutsche Post 66 Millionen Briefe zu. Damit hat die Post in Deutschland in diesem Bereich einen Marktanteil von 90 Prozent. Eine Alternative, um Briefe zu verschicken, ist für den Verbraucher kaum zu finden. Auch bei Paketen ist das Tochterunternehmen DHL Marktführer: Jedes zweite wird mit ihr verschickt. Und es werden dank der Bestellungen aus dem Internet immer mehr. Das NDR-Fernsehen zeigte am Montag die Sendung "Der große Post-Check".

Die Preise bei der Deutschen Post sind einfach und klar: Verschickt ein Kunde einen normalen Brief, zahlt er 55 Cent, eine Postkarte kostet 45 Cent. Ist das Kuvert hingegen nicht rechteckig, sondern beispielsweise quadratisch, verlangt die Post hohe Aufschläge: Mit 1,45 Euro kostet er mehr als das Doppelte eines Standardbriefes. Eine Postkarte in Herzform hingegen verschickt die Deutsche Post gleich gar nicht. Denn alles was keine Ecken hat, muss zumindest in einen Briefumschlag gesteckt werden.

Für ihren Laufzeitentest haben die Tester Briefe in ganz Deutschland verschickt - eine Stichprobe, die zeigen soll, wie schnell die Deutsche Post Briefe zustellt. Gesetzlich ist die Deutsche Post verpflichtet, 80 Prozent der Briefe am nächsten Werkstag zuzustellen. So steht es in der Post-Universaldienstleistungsverordnung. Auf der Internetseite brüstet sich das Unternehmen sogar, 95 Prozent der Briefe am nächsten Tag zuzustellen. Bei der Stichprobe wurde diese Quote aber weit verfehlt: Nur 60 Prozent der verschickten Briefe kamen am nächsten Werktag an.

2 / 2
(Foto: dpa)

Auch das Tochterunternehmen DHL wurde unter die Lupe genommen. Untersucht wurde, wie zuverlässig der Paketdienst bei der Zustellung ist. Dafür haben die Tester je ein Paket mit Gläsern bestückt und es von Hamburg, über Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern wieder nach Hamburg geschickt. Die Post-Tochter DHL war dabei am schnellsten. Und am zuverlässigsten. Innerhalb von fünf Tagen war das Pakt wieder in Hamburg und alle Gläser heil. DPD und GLS brauchten für den gleichen Transportweg eine Woche. Außerdem gingen jeweils zwei Gläser kaputt. Unrühmlicher Spitzenreiter ist allerdings Hermes: Zwar gingen keine Gläser kaputt, der Versand dauerte aber mit knapp zwei Wochen ganze acht Tage länger als mit DHL.

Die Post hat in den letzten Jahren massiv Arbeitsplätze abbgebaut. 2011 hatte sie noch rund 224.000 Mitarbeiter, jetzt sind es nur noch 168.000. Ein Teil der Arbeit der Deutschen Post machen heute andere: Selbständige Subunternehmer arbeiten im Auftrag des Postkonzerns als Servicepartner. Laut NDR werden mittlerweile 990 Bezirke in Deutschland von solchen Unternehmern beliefert. Die Arbeitsbedinungen, die dort herrschen, sind jedoch häufig schlechter als bei der Deutschen Post. Einem Subunternehmer wurde vor kurzem gekündigt, weil er Arbeitnehmer zu rechtswidrigen Arbeitsverträgen drängte: Er verlangte eine Mindest-Arbeitszeit von 40 Stunden, die meisten arbeiteten bis zu 60 Stunden. Und das für einen Stundenlohn von knapp fünf Euro. Die Deutsche Post zahlt allerdings nur, wenn die Pakete auch wirklich zugestellt wurden. Viele Fahrer fahren deswegen zwei bis dreimal die gleiche Runde, in der Hoffnung, die Pakete im Laufe des Tages doch irgendwann zustellen zu können. EIne Praxis, die auch bei anderen Paketdiensten üblich ist.

Eigene Filialen betreibt die Post kaum noch. Schon seit 1993 arbeitet die Deutsche Post mit Kaufleuten, zumeist aus dem Einzelhandel, zusammen. Diese Kaufleute bieten Postdienstleistungen ergänzend zu ihrem Kerngeschäft an. Zwischen Tabakwaren, Brötchen oder Anglerbedarf finden sich deswegen auch häufig kleinere Schalter der Post. Dort, wo hingegen niemand mehr eine Postagentur betreiben will, springt häufig die Gemeinde ein und subventioniert den Betrieb mit Steuergeldern. Die Stadt Böcklund macht so jedes Jahr ein Verlust von 18.000 Euro, die für Miete und Personalkosten bezahlt werden müssen. Die Reporter schätzen, dass rund 200 deutsche Gemeinden in Deutschland für eine eigene Postagentur aufkommen.

Ein anderes Geschäftsfeld der Deutschen Post ist der Adresshandel. Eine Tochtergesellschaft, die Deutsche Post Direkt, beliefert die Werbewirtschaft mit zielgenauen Kundenadressen. Dafür analysiert das Unternehmen verschiedene Zielgruppen und verkauft daraufhin passende Anschriften. Übrigens werden auch Nachsendeaufträge ausgewertet. Wer den einrichtet kann davon ausgehen, dass seine Adresse auch gleich an Dritte für Werbezwecke weitergegeben wird.

© Süddeutsche.de/skes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: