Dax:Covestro verkauft mehr Plastik

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Träume aus Schäumen: Die frühere Bayer-Tochter Covestro stellt Kunststoffe her, die etwa auch in Matratzen zum Einsatz kommen. (Foto: Dario Pignatelli/Bloomberg)

Vor allem in China läuft das Geschäft. Dennoch hat der Chef manche Sorge.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Wochenlang standen Kunden wie die Autobauer still, infolge der Corona-Pandemie machte der Kunststoffhersteller Covestro im ersten Halbjahr Miese. Nun verkauft der junge Dax-Konzern wieder mehr Plastik und Schaumstoffe: 179 Millionen Euro Gewinn meldet er für das dritte Quartal, das ist mehr als im Vorjahreszeitraum. "Wir sind bislang besser durch die Krise gekommen als zunächst erwartet", sagt Vorstandschef Markus Steilemann. "Auch in den Oktober sind wir gut gestartet."

Vor allem in China laufen die Geschäfte besser. Zudem senkt die frühere Bayer-Tochter Kosten, wo sie kann. Schon 2018 kündigte sie an, dass bis zu 900 Stellen wegfallen sollen. In diesem Krisenjahr arbeiten die Beschäftigten in Deutschland noch bis Ende November kürzer und erhalten weniger Gehalt. "Einige kurzfristige Einsparungen könnten auch in Zukunft anhalten", so Steilemann. "Zum Beispiel haben die vergangenen Monate gezeigt, dass wir auch mit viel weniger Reisen unser Geschäft aufrechterhalten können."

Doch reicht das aus? Covestro spürt scharfe Konkurrenz. "Neue Wettbewerber treten ein", konstatiert Steilemann, "allen voran in Asien." Zugleich ringt die wichtigste Abnehmerbranche Auto um den Wandel zum Elektroantrieb. "Deshalb müssen wir immer wieder überlegen, wie wir unser Unternehmen künftig noch wettbewerbsfähiger aufstellen können", mahnt Steilemann. Neue Sparziele sind bislang freilich nicht bekannt und betriebsbedingte Kündigungen bei Covestro bis 2028 ausgeschlossen.

Die Aktie der Leverkusener notierte am Dienstag zeitweise ein Prozent tiefer bei gut 42 Euro. Damit ist Covestro deutlich mehr wert als zum bisherigen Krisentiefpunkt Mitte März, bleibt aber weit entfernt von den Rekordständen von Anfang 2018.

Im September galt das Unternehmen gar als Übernahmekandidat. Damals meldete die Agentur Bloomberg, dass der Finanzinvestor Apollo aus den USA Covestro aufkaufen wolle - als ersten Dax-Konzern überhaupt. Man habe zwar eine treuhänderische Pflicht gegenüber den Aktionären, sagt Steilemann, spreche daher kontinuierlich mit verschiedenen Investoren und ziehe grundsätzlich alle Möglichkeiten in Betracht. "Zurzeit gibt es aber keinerlei Übernahmegespräche mit Apollo."

Stattdessen hat Covestro angekündigt, das Geschäft mit Beschichtungsharzen des niederländischen Konkurrenten DSM zu kaufen. Die Leverkusener hoffen hier auf Synergien von etwa 120 Millionen Euro jährlich. "Wir können nicht ausschließen, dass es im Zuge der Integration auch zu einem Stellenabbau kommen kann", sagt Steilemann nun. "Aber es ist noch viel zu früh, um hier über Größenordnungen zu sprechen." Den Großteil der Synergien wolle Covestro jedenfalls im Einkauf, Verkauf oder der Produktentwicklung heben.

© SZ vom 28.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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