Daimler und Volkswagen:Autobauer sprechen über Software-Allianz

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Deutsche Hersteller könnten bei der Programmierung eines Betriebssystems zusammenarbeiten, um Kosten zu sparen und ihren Rückstand auf US-Konzerne aufzuholen.

Von Stefan Mayr und Angelika Slavik, Stuttgart

Im Kampf um ihre digitale Zukunftssicherheit führen Top-Manager der Autohersteller Daimler und Volkswagen Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit. Dabei geht es um die gemeinsame Programmierung eines Betriebssystems für Automobile. Dies bestätigte eine Führungskraft des Daimler-Konzerns.

Als erstes berichtete das Manager Magazin über diese Gespräche. Sie fanden bislang im kleinen Kreis auf höchster Ebene statt, dem Vernehmen nach reden die Konzern-Chefs Herbert Diess und Ola Källenius mit. Allerdings befindet sich der Austausch noch in einem sehr frühen Stadium. Ob eine Kooperation zustande kommt, ist also noch völlig offen. Denkbar ist auch, so heißt es in Stuttgart, dass Daimler und BMW kooperieren.

In der Branche gilt es jedenfalls als ausgemacht, dass die deutschen Hersteller zusammenarbeiten müssen, um auf dem wichtigen Feld der Fahrzeug-Betriebssysteme gegen die mächtige US-Konkurrenz wie Google oder Apple nicht unterzugehen. Die Betriebssysteme gelten als wettbewerbsentscheidende Faktoren, die künftig sogar wichtiger werden könnten als Motorisierung und Design. Denn künftig könnten Kunden vor allem auf digitale Service-Angebote und Vernetzung ihres Autos Wert legen als auf Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung. Dabei mache bald nur noch derjenige Gewinne, der Zugriff auf die Daten der Kunden habe, prophezeien Experten.

"Wir sehen einen Krieg der Welten", sagt Stefan Bratzel, Direktor am Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Tesla sei den Deutschen meilenweit einteilt, die Software-Kompetenz der deutschen Hersteller sei im Vergleich "miserabel". Zwischen 2020 und 2030 werde der Softwaremarkt in der Autoindustrie von 34 auf 84 Milliarden US-Dollar wachsen, prophezeien die Berater von McKinsey. Deshalb arbeiten Daimler, BMW und Volkswagen fieberhaft an eigenen Betriebssystemen - bislang noch jeder für sich. Das kostet viel Geld. Sie könnten sich enorme Summen sparen und den Rückstand auf die Hightech-Konzerne aus den USA aufholen, wenn sie ihre Kräfte bündeln. Volkswagen hat bereit ein eigenes Tochter-Unternehmen (Car Software Org) gegründet. Bei der Software des neuen Elektro-Autos ID.3 gibt es allerdings Probleme. Bislang werden die Autos ohne finale Software produziert und werden zwischengelagert, bis das Programm fertig ist. Ein Grund mehr, um Kooperationspartner zu suchen.

Die Sprecher von Daimler und Volkswagen äußern sich zu einer möglichen Kooperation nicht.

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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