Daimler:Umbau unterm Stern

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Smart-Produktion im Daimler-Werk im französischen Hambach. Der Autohersteller will diese Fabrik verkaufen. (Foto: JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN/AFP)

Autobauer will Werk in Hambach verkaufen und steigt beim Batteriezellen-Hersteller Farasis ein.

Der Autobauer Daimler nimmt beim Umbau seiner Produktpalette und auch seiner Konzernstrukturen allmählich Fahrt auf. Am Freitag verschickte der Premiumhersteller gleich zwei Mitteilungen, die aufhorchen lassen: Zum einen steigen die Stuttgarter beim chinesischen Batteriezellen-Hersteller Farasis Energy ein, zum anderen kündigen sie den Verkauf des Werkes im französischen Hambach an.

Im elsässischen Werk Hambach sind 1600 Mitarbeiter beschäftigt, dort werden die Kleinfahrzeuge Smart hergestellt. Daimler-Boss Ola Källenius nennt zwei Gründe für die Verkaufspläne: Erstens den Kostendruck durch den Wandel hin zu Elektrifizierung und Digitalisierung, zweitens die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Er spricht von "neuen Rahmenbedingungen im Markt", die eine Optimierung des Produktionsnetzwerk erfordere. Ziel der Verkaufsgespräche sei es, den Standort zu erhalten, betont Daimler. Die aktuellen Smart-Modelle sollen weiterhin in Hambach hergestellt werden. Aber die nächste Generation der ausschließlich elektrisch angetriebenen Kleinwagen werde in China produziert. Dort hatten die Mercedes-Benz AG und die Geely Holding extra zu diesem Zweck ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet.

Auto-Analyst Frank Schwope von der Nord LB findet den Schritt sinnvoll: "Mit dem Smart dürfte Daimler noch nie Geld verdient haben, dies könnte in China erstmals funktionieren." Auch den Einstieg Daimlers beim Batteriezellen-Hersteller Farasis bezeichnet Schwope als "vernünftig aufgrund der gemeinsamen Projekte".

Daimler will sich im Zuge des Farasis-Börsengangs etwa drei Prozent der Anteile sichern. Damit will der Konzern im weltweiten Wettbewerb um leistungsfähige und zuverlässige Batteriezellen seine Position stärken. Daimler sichert sich damit den Zugriff auf die Lithium-Ionen-Zellen, die künftig unter anderem in einem neuen Werk in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) produziert werden sollen. Das lässt sich der Konzern einen "Millionen-Betrag" kosten, der allerdings nicht näher beziffert wurde. Zum Deal gehört auch, dass Daimler einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens bekommt.

Daimler entwickelt und baut die Batterien für seine Autos selbst und zieht dafür gerade weltweit ein Netz von Fabriken hoch. Das Herzstück der Batterie, die Zelle, kauft der Konzern aber von mehreren externen Herstellern. Als "strategischer Partner" sei Farasis ein "Eckpfeiler" in der bestehenden Riege der Batteriezellen-Lieferanten, teilt Daimler mit. In dem neuen Werk in Bitterfeld-Wolfen sollen bis zu 2000 Arbeitsplätze entstehen. Der Start der Serienfertigung ist für 2022 geplant, die Produktion soll klimaneutral vonstatten gehen. Auch in den USA ist ein weiteres Werk geplant.

© SZ vom 04.07.2020 / dpa, stma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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