Covestro:Kunststoffhersteller im Aufwind

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Träume aus Schäumen: Die frühere Bayer-Tochter Covestro stellt Kunststoffe her, die etwa auch in Matratzen zum Einsatz kommen. (Foto: Dario Pignatelli/Bloomberg)

Wegen des hohen Bedarfs an Schäumen nimmt Covestro alte Wachstumspläne wieder auf.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Wie sich die große Weltwirtschaft entwickelt, zeigt sich immer auch im Kleinen. Erst recht bei einer Firma wie Covestro, die Vorprodukte für viele Industrien produziert. Anfang 2020 herrschte ziemliche Tristesse: Der Kunststoffhersteller stoppte seinen Plan, für 1,5 Milliarden Euro eine neue Fabrik für Schaumstoffvorprodukte zu bauen. Es sollte die größte Investition der Unternehmensgeschichte werden. Doch damals hatte der Handelskonflikt zwischen den USA und China Industrien wie die Autobranche ausgebremst, Kunststoffpreise waren niedrig. Und kurz darauf ließ die Corona-Pandemie die Wirtschaft einbrechen.

Nun aber will es Covestro noch mal versuchen: Man habe die Planung einer neuen Anlage in ähnlicher Größe wieder aufgenommen, heißt es von dem Dax-Konzern. Denn die Nachfrage nach Hartschäumen, die etwa in Dämmstoffen stecken, treffe auf eine hohe Auslastung der Kapazitäten weltweit. Die endgültige Entscheidung, ob der Neubau in den USA oder in China entstehen soll, könnte im nächsten Jahr fallen, die Fabrik dann 2026 in Betrieb gehen.

Wie sich die Zeiten ändern: Tatsächlich sind Kunststoffe knapp, seitdem sich viele Industrien überraschend schnell von der Krise erholt haben; Lieferprobleme und wetterbedingte Produktionsausfälle trieben die Preise zusätzlich nach oben. Covestro kommt das zupass, die frühere Bayer-Tochter hat ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr schon zweimal nach oben korrigiert. Neben Schaumstoff stellen die Leverkusener Plastik her, das beispielsweise in Autoscheinwerfern steckt. Zudem haben sie zuletzt im Geschäft mit Beschichtungsharzen zugekauft.

Bei allem Wachstum sollen die Fixkosten - also jene Ausgaben, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen - möglichst auf dem Niveau des Jahres 2020 bleiben, so will es sich Covestro vornehmen. Daher kursieren in der Firma Pläne, wonach bis zu 1700 von zuletzt gut 16 000 Stellen weltweit wegfallen könnten. Vorstandschef Markus Steilemann hat dies freilich als theoretisches Maximum bezeichnet. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Covestro ohnehin für die nächsten Jahre aus.

Darüber hinaus will der Kunststoffhersteller langfristig unabhängiger von fossilen Ressourcen wie Öl oder Erdgas werden. Zu diesem Zweck setzt Covestro allmählich mehr Ökostrom und nachwachsende Rohstoffe ein, die Firma tüftelt auch an neuen Recycling-Techniken bis hin zur Nutzung von CO₂-Emissionen. In den kommenden zehn Jahren will sie nach eigenem Bekunden etwa eine Milliarde Euro in entsprechende Projekte investieren. An der Börse kommen die Prognosen, die Covestro während einer Investorenkonferenz vorgestellt hat, gut an. Die Aktie gewann am Dienstag zeitweise zwei Prozent an Wert.

© SZ vom 29.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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