Corona-Krise:Falsche Hilfe-Webseiten im Visier

Surfen im Internet

Das Landesinnenministerium bestätigte die Ermittlungen. Ein Webdesigner war dem mutmaßlichen Betrug vergangene Woche auf die Schliche gekommen und hat inzwischen Strafanzeige erstattet.

(Foto: dpa)
  • Experten für Internetkriminalität ermitteln gegen Betreiber von Webseiten, die mit dem offiziellen Formular des Wirtschaftsministeriums bis auf wenige Details identisch sind.
  • Die Betreiber könnten Daten gutgläubiger Unternehmer abgegriffen haben, um sich Staatshilfen zu erschleichen.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Daten eingeben, Formular abschicken, schon fließt das Geld: Unternehmer, die Soforthilfen ihrer Landesregierung haben wollen, müssen in diesen Tagen nicht viel dafür tun. Alles soll schnell und unkompliziert gehen, in vielen Fällen ist innerhalb eines Tages Geld auf dem Konto. Allein in NRW haben bereits Hunderttausende die entsprechenden Anträge ausgefüllt. Selbständige und Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern erhalten 9000 Euro, Firmen mit bis zu zehn Angestellten bekommen 15 000 Euro überwiesen. Schnelle Hilfen erfordern aber, dass die Behörden nicht so genau hinschauen, wer da eigentlich Geld haben will - das lockt Betrüger an.

Das Landeskriminalamt NRW hat nach Informationen von SZ, NDR und WDR inzwischen eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet, bei der alle Fälle von Fördermittelbetrug gebündelt werden. Experten für Internetkriminalität des LKA und der "Zentral- und Ansprechstelle Cyberkriminalität" ermitteln konkret gegen Betreiber gefälschter Webseiten, die mit dem offiziellen Formular des Wirtschaftsministeriums bis auf wenige Details identisch sind. Nach bisherigem Stand handelt es sich um zwei Domains, die am Mittwoch noch online und seit Tagen aktiv waren. Wie beim Original soforthilfe-corona.nrw.de läuft bei einer davon oben rechts ein Countdown von 15 Minuten ab. Und wer auf "Impressum" klickt, landet auf der Adresse des Ministeriums. Die Betreiber, so der Verdacht, könnten Daten gutgläubiger Unternehmer abgegriffen haben, um sich Staatshilfen zu erschleichen.

Das Landesinnenministerium bestätigte die Ermittlungen. Der Webdesigner Christian Ulrich war dem mutmaßlichen Betrug vergangene Woche auf die Schliche gekommen und hat inzwischen Strafanzeige erstattet. Er hatte auf einer der Seiten seine Daten eingetragen und sogar eine offizielle Bestätigung per E-Mail erhalten, wartete dann aber tagelang auf sein Geld, während Bekannte ihre Soforthilfen längst erhielten.

Er forschte nach und bemerkte die Fälschung. Mehreren Bekannten sei es so ergangen wie ihm, sagt Ulrich. Er vermutet Identitätsdiebstahl im großen Stil, um an die für krisengeplagte Firmen gedachten Mittel zu kommen: "Meine große Befürchtung ist, dass da schon Fördergelder abgeflossen sind."

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