Commerzbank:Gewinnziele gesenkt

Wer Erwartungen herunterschraubt, erspart sich und anderen Enttäuschungen. Bei der Commerzbank geht diese Strategie offenbar auf.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Konzernchef Martin Zielke und die übrigen Vorstände der Commerzbank sind inzwischen Meister darin, tief zu stapeln. Am Donnerstag hatten sie wieder Gelegenheit, das zu beweisen. Das dritte Quartal lief überraschend gut, wobei die Überraschung eben auch damit zu tun hatte, dass die Bank zuvor die Erwartungen gesenkt hatte. Zur Vorlage der Drei-Monats-Zahlen senkten Zielke und Finanzchef Stephan Engels auch die Aussichten für das Gesamtjahr und glauben nun nicht mehr an eine Gewinnsteigerung. Der Überschuss werde voraussichtlich unter den 865 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr landen, hieß es. "Wunschdenken ist angesichts niedriger Zinsen, Konjunktureintrübung und geopolitischer Unsicherheiten nicht angesagt", sagte Zielke.

Die zweitgrößte private Bank des Landes schließt sich der Konkurrenz an und will Strafzinsen für vermögende Kunden einführen. Finanzvorstand Engels stellte in Aussicht, Kunden "mit deutlich mehr als einer Million Euro" an Einlagen stärker zur Kasse zu bitten. Das Potenzial sei sehr groß. Ohne eine konkrete Untergrenze zu nennen, schloss aber er aus, schon bei Einlagen von 100 000 Euro zu beginnen.

Im Firmenkundengeschäft ist es schon länger üblich, die negativen Einlagezinsen der Europäischen Zentralbank an die Kunden weiterzugeben. Mit ihrer Ende September verkündeten Strategie will die Bank 200 von 1000 Filialen schließen, netto 2300 Stellen streichen, die Comdirect integrieren und die polnische Tochter M-Bank verkaufen. In den ersten neun Monaten verdiente die Commerzbank 684 Millionen Euro und damit neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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