Comcast:Kabel-Fusion in den USA gescheitert

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Der 45 Milliarden Dollar schwere Zusammenschluss der beiden größten Kabelnetz-Betreiber in den USA ist gescheitert. Marktführer Comcast sagte die geplante Übernahme von Time Warner Cable ab.

In den USA ist der 45 Milliarden Dollar schwere Zusammenschluss der beiden größten Kabelnetz-Betreiber gescheitert. Marktführer Comcast sagte am Freitag die geplante Übernahme des Branchenzweiten Time Warner Cable ab. Aus der Fusion wäre ein Konzern mit großer Marktmacht im Bezahlfernsehen und im Internetgeschäft hervorgegangen. Dies löste Kritik von Verbraucherschützern, rivalisierenden Medienfirmen und schließlich auch Wettbewerbsbehörden aus. Comcast hatte sich bis zuletzt optimistisch gezeigt und massiv in die Lobby-Arbeit investiert.

"Jetzt blicken wir nach vorn", sagte Comcast-Chef Brian Roberts. Sein Unternehmen erklärte, den Vertragsbedingungen zufolge könnten die beiden fusionswilligen Konzerne einen Rückzieher machen, wenn sie keine Zustimmung der Behörden erhielten. Vertreter von Comcast und Time Warner Cable hatten zuvor mit führenden Mitarbeitern des US-Justizministeriums und der Aufsichtsbehörde FCC gesprochen. Diese Stellen wachen darüber, dass eine Übernahme nicht den Wettbewerb behindert und dass sie im öffentlichen Interesse ist. Vor allem die FCC hatte entschieden Protest angemeldet, was Insidern zufolge den Meinungswandel bei Comcast auslöste.

Regierungsdokumenten zufolge hatte Comcast-Chef Roberts noch am Montag persönlich mit FCC-Chef Tom Wheeler verhandelt. Wheeler gilt als besonders strenger Aufseher. 2014 spielte er eine zentrale Rolle beim Scheitern der Fusion zwischen dem US-Mobilfunkanbieter Sprint und der Telekom-Tochter T-Mobile US. Das Aus für die Hochzeit der beiden Kabelnetz-Größen könnte dem Branchenvierten Charter Communications eine neue Chance geben. Das Unternehmen hatte sich monatelang vergeblich um Time Warner Cable bemüht und war von Comcast ausgestochen worden.

Mit den Übernahmebemühungen positionieren sich die Telekom-Unternehmen für die Zukunft. Marktexperten zufolge müssen sie möglichst viele Dienste aus einer Hand anbieten, um Kunden zu locken. Dies war auch einer der Gründe für den Kauf von Kabel Deutschland durch die britische Firma Vodafone. Vodafone hatte den größten Kabelnetzbetreiber Deutschlands 2013 für fast elf Milliarden Euro geschluckt.

© SZ vom 25.04.2015 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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