Coffee-to-go:London sagt Kaffeebechern den Kampf an

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Solche gelben Mülleimer sollen im Londoner Bankenviertel die Rohstoff-Verschwendung begrenzen. (Foto: REUTERS)
  • Coffee-to-go-Becher sind ein großes Umweltproblem. Allein in Deutschland werden jedes Jahr drei Milliarden Stück weggeworfen.
  • Im Londoner Bankenviertel hat eine Initiative nun spezielle Abgabestationen aufgestellt. Die Becher aus den Mülltonnen sollen künftig recycelt werden.

Von Björn Finke

Kaffee im Pappbecher ist das gemeinsame Erkennungszeichen von Vorort-Pendlern und gestressten Büromenschen. Morgens in der Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, liefert das heiße Getränk den nötigen Koffeinschub für den Tag. Mittags tragen Angestellte ihren Kaffee in solchen Bechern vom Bistro draußen um die Ecke zurück zu den Schreibtischen, auf dass die Pause nicht zu lang ausfällt. So weit, so effizient. Ein hässliches Ergebnis dieser Kaffee-zum-Mitnehmen-Kultur ist jedoch ein Berg schwer wiederverwertbaren Mülls. Die Pappbecher sind innen meist mit einer dünnen Plastikschicht überzogen, was Recycling mühsam macht.

In Großbritannien werden Schätzungen zufolge jeden Tag bis zu sieben Millionen Papp-Kaffeebecher weggeworfen. Pro Jahr sind das 2,5 Milliarden. In Deutschland sollen es sogar fast drei Milliarden sein. Und im Königreich wird nur jeder 400. Becher recycelt. Zu den eifrigsten Unterwegs-Kaffeetrinkern Britanniens dürften die gestressten Banker in London gehören, Europas größtem Finanzplatz. Sie sollen die leeren Becher aber jetzt nicht mehr einfach in irgendeine Mülltonne werfen.

119 Cafés haben die neuen Mülltonnen aufgestellt

Denn dann landen die Pappbehältnisse auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen, weil Recycling als zu kompliziert gilt. In der City of London, dem Bankenviertel in der Innenstadt, stehen nun besondere gelbe Tonnen, die wie übergroße Kaffeebecher aussehen - und die ausschließlich für solche Becher gedacht sind.

Die Pappbehälter aus den gelben Tonnen werden allesamt recycelt, mithilfe spezieller Verfahren. Entweder werden sie durch diesen Prozess als Plastik-Rohstoff wiedergeboren und könnten zum Beispiel einem zweiten Leben als Parkbank entgegensehen. Oder die dünne Plastikfolie auf der Innenseite der Becher wird entfernt. Dann können aus der Pappe etwa Kartons gefertigt werden.

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In der Square Mile, dem nur eine Quadratmeile großen Finanzviertel, stellen praktischerweise 119 Cafés die gelben Recycling-Tonnen für Pappbecher auf. 36 große Arbeitgeber, darunter der berühmte Versicherungs-Marktplatz Lloyd's of London, platzieren solche Tonnen in ihren Büros. Zu den Sponsoren des Programms gehören die Kaffee- und Imbissketten Starbucks, Costa und McDonald's. Ziel ist es, bis Jahresende fünf Millionen Becher zu recyceln. Umweltbewusste Kaffeetrinker sollten aber ohnehin besser Pappbehältnisse verschmähen. Schließlich gibt es für den Koffeinkick unterwegs auch wiederverwendbare Becher.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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