Chopard:Schmuck von der Tyrannentochter

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Die Diktatoren-Tochter Gulnara Karimowa bewirbt mit Unicef eine Chopard-Schmuckkollektion - doch das Kinderhilfswerk weiß nichts davon.

J. Bockenheimer

Kinderarbeit, brutale Folter von Oppositionellen und Morde an Regimegegnern: Die Liste der Menschenrechtsverstöße, die Amnesty International über Usbekistan führt, ist lang und grausam. Machthaber Islam Karimow führt das Land seit fast 20 Jahren mit eiserner Hand und ohne Rücksicht auf Verluste. Nach den blutigen Massakern an Oppositionellen in Andischan (Andijon) hatte die EU zeitweise die Führungsriege des Staates gar mit einem Visa-Bann belegt.

Weitaus schöngeistiger gibt sich hingegen die Tochter des Diktators, Gulnara Karimowa. Gerne lässt sich die Präsidenten-Tochter auf Society-Events fernab von Usbekistan blicken. Jetzt wirft sich Karimowa als wohltätige Designerin in Pose: Für den Schweizer Schmuck- und Uhrenkonzern Chopard hat Karimow unter dem Namen "Gulli" eine Schmuckkollektion entworfen.

Die Verkaufserlöse fließen allesamt in wohltätige Aktivitäten, schreibt die umtriebige Diktatoren-Tochter auf ihrer Homepage. Eines davon, das Kinderfest Yangi Avlod in Taschkent, werde gar in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfwerk Unicef getragen.

Bei Unicef weiß man über diese angebliche Kooperation mit der Tyrannentochter freilich nichts: "Über eine Zusammenarbeit mit Frau Karimowa ist uns nicht bekannt", sagte eine Sprecherin zu sueddeutsche.de. Über den Fall habe man selbst erst in den Medien erfahren.

In Usbekistan war Karimowa indes bereits einmal an das Kinderhilfswerk herangetreten und hatte sich eine Abfuhr eingeholt: Wie die Tageszeitung berichtete, hatte der frühere Unicef-Repräsentant in Taschkent, Mahboob Shareef, 2009 ausdrücklich von einer Zusammenarbeit mit der veranstaltenden Stiftung "Fund Forum" Abstand genommen.

Abfuhr von Unicef

Unicef sei nicht bereit, den Gebrauch des Organisations-Namens, Logos oder Emblems für Karimowas Charity-Aktivitäten zu erlauben, zitierte die Zeitung den Funktionär. Den Verweis auf Unicef findet man auf der Fund-Webseite aber dennoch.

Eine Sprecherin des Chopard-Konzerns wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Auf Nachfrage bestätigte sie zwar die Zusammenarbeit mit Karimowa, an welches Projekt die Erlöse aus der Kooperation allerding genau fließen, konnte die Sprecherin allerdings nicht sagen.

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