China:Guo taucht wieder auf

Lesezeit: 2 min

Guo Guangchang, 42, Chef der Beteiligungsgesellschaft Fosun, zeigte sich am Montag auf einer Versammlung. Vorher war er mehr fast vier Tage lang verschwunden - weswegen genau, ist immer noch nicht ganz klar. (Foto: Miguel A. Lopes/dpa)

Der Milliardär Guo, Chef der Beteiligungsgesellschaft Fosun, war fast vier Tage lang verschwunden. Am Montag zeigte er sich in China. Doch viele Fragen bleiben offen - etwa die, was aus den beiden deutschen Banken wird, die er übernehmen will.

Von Harald Freiberger und Christophh Giesen, München

Der verschwundene Milliardär Guo Guangchang ist wieder aufgetaucht. Wie chinesische Medien berichteten, nahm der Unternehmer am Montag in einem Hotel in Shanghai an einer Versammlung des von ihm gegründeten Mischkonzerns Fosun teil. Zuvor hatte Fosun mitgeteilt, dass Guo seit seinem mysteriösen Verschwinden vor vier Tagen der Polizei in Shanghai bei Ermittlungen geholfen habe. Es handele sich in erster Linie um eine "private Angelegenheit" des Firmengründers. Die Ermittlungen bedeuteten nicht, dass es bei Fosun Probleme gibt. Investoren von Fosun sahen das anders: Nachdem Fosun-Aktien vergangenen Freitag nach dem Verschwinden des Chefs von der Hongkonger Börsenaufsicht vom Handel ausgesetzt wurden, schlossen die Papiere am Montag knapp zehn Prozent im Minus. Das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin hatte am Donnerstagabend zuerst berichtet, dass Guo, dessen Vermögen auf den gängigen Reichenlisten auf mehr als sieben Milliarden Dollar taxiert wird, nicht mehr von seinen Mitarbeitern erreicht werden könne. Das Magazin schrieb von möglichen Korruptionsermittlungen gegen den Investor. Am Freitag dann legte auch Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua diesen Verdacht in einem Bericht nahe. Doch welche Konsequenzen hat das für die Fosun-Aktivitäten?

Unstrittig ist: Die dubiosen Vorgänge um den Fosun-Chef sind längst keine innerchinesische Angelegenheit mehr; sie bereiten auch einer Reihe von europäischen Unternehmen Sorgen. Denn Fosun ist in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, sein Geld außerhalb Chinas anzulegen, zunächst vor allem in der Mode- und Freizeitbranchen. So ist Fosun beim französischen Ferienorganisator Club Med eingestiegen und beim deutschen Modehersteller Tom Tailor. Zuletzt kamen Beteiligungen in der Finanzbranche dazu, etwa an der portugiesischen Versicherung Fidelidade.

In Deutschland sorgte Guo im Sommer für Aufsehen, als er ankündigte, die Mehrheit an zwei Privatbanken übernehmen zu wollen: der BHF-Bank sowie Hauck & Aufhäuser. Sein Ziel ist es, chinesischen Investoren dem deutschen Mittelstand näher zu bringen und umgekehrt deutschen Anlegern den chinesischen Kapitalmarkt. Dabei gestaltet sich die Übernahme der BHF-Bank, an der Fosun bereits etwa 20 Prozent hält, als schwierig: Die anderen Eigentümer um die französische Privatbank Oddo haben den Aktionären ein höheres Gegenangebot vorgelegt. Zudem hat Oddo bereits mehr als 50 Prozent der Anteile eingesammelt.

Besser sieht die Lage für Fosun bei Hauck & Aufhäuser aus, die 70 Eigentümerfamilien gehört. Diese haben bereits zugesagt, ihre Anteile verkaufen zu wollen. Die Chinesen haben 210 Millionen Euro geboten, was Branchenkenner als sehr großzügig einschätzen. Die Alt-Eigentümer sind wohl froh, dass ihnen jemand die Bank abnehmen will, die seit Jahren in der Krise steckt. Die Ermittlungen gegen Guo Guangchang könnten den Verkauf aber verkomplizieren, da dafür immer noch die Zustimmung der deutschen Aufsichtsbehörden aussteht. Ein Verfahren wegen Korruption wäre nicht die beste Werbung für einen Investor, der auf dem deutschen Bankenmarkt Fuß fassen will.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: