Chemie:Ukraine-Krise macht Henkel Sorgen

Düsseldorf (dpa) - Die Ukraine-Krise und die anhaltenden Konflikte im Nahen Osten machen dem erfolgsverwöhnten Konsumgüterhersteller Henkel (Persil, Pritt, Schwarzkopf) Sorgen.

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Düsseldorf (dpa) - Die Ukraine-Krise und die anhaltenden Konflikte im Nahen Osten machen dem erfolgsverwöhnten Konsumgüterhersteller Henkel (Persil, Pritt, Schwarzkopf) Sorgen.

Konzernchef Kasper Rorsted sagte, der Konzern erwarte aufgrund der Konflikte ein schwächeres Ergebniswachstum im zweiten Halbjahr. Die Henkel-Aktie verlor in den ersten Handelsstunden mehr als fünf Prozent an Wert und war damit der größte Verlierer im DAX.

Russland ist mit einem Umsatzvolumen von mehr als einer Milliarde Euro weltweit der viertgrößte Markt für den Hersteller von Waschmitteln, Kosmetik und Klebstoffen. Bisher war das Land auch einer der wichtigsten Wachstumsträger für den Konzern. Noch in der ersten Jahreshälfte war Henkels Umsatz in Russland organisch - also aus eigener Kraft, ohne Unternehmenszukäufe und währungsbereinigt - um rund sechs Prozent gewachsen.

Doch rechnet Rorsted nun erst einmal mit einem Ende des Höhenflugs. Russland steuere infolge der Krise auf eine Rezession zu, sagte der Manager. Henkel erwarte deshalb, dass sich die Geschäfte dort in der zweiten Jahreshälfte deutlich verlangsamten - auch wenn Henkel bislang von den Boykotten nicht direkt betroffen sei.

Gleichzeitig schloss Rorsted nicht aus, dass der Konzern indirekt von den Boykotten betroffen sein könnte - etwa weil Henkel-Klebstoffe in vom Lieferverbot betroffenen Produkten Verwendung finden.

In der Ukraine hatte Henkel schon im zweiten Quartal Umsatzrückgänge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich hinnehmen müssen. Und auch in Osteuropa insgesamt habe sich das Wachstum infolge der Krise im 2. Quartal bereits verlangsamt, berichtete der Manager. In Westeuropa seien dagegen noch keine Auswirkungen der Krise auf das Geschäft zu spüren.

Zusätzlich macht Henkel der starke Euro zu schaffen. Im zweiten Quartal sackte der Umsatz dadurch um 3,5 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro ab. Bereinigt um die negativen Wechselkurseffekte und den Einfluss von Zukäufen legten die Erlöse hingegen um 3,3 Prozent zu.

Doch schaffte es der Konzern trotz aller Herausforderungen auch im 2. Quartal, den Gewinn noch einmal zu steigern. Das um einmalige Effekte bereinigte betriebliche Ergebnis stieg um 2,1 Prozent auf 674 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Henkel 441 Millionen Euro, 5,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Vor allem in den Wachstumsmärkten konnte Henkel auch im zweiten Quartal mit einem zweistelligen organischen Wachstum glänzen. Auch in Deutschland und Westeuropa blieb der Konzern auf Erfolgskurs. Schlechter liefen die Geschäfte in Nordamerika, wo ein harter Preiswettbewerb bei Reinigungsmitteln und im Kosmetikbereich die Umsätze auch währungsbereinigt leicht schrumpfen ließ.

Trotz aller Herausforderungen bekräftigte Rorsted die bisherigen Prognosen des Konzerns für das Gesamtjahr. Danach erwartet Henkel ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5 Prozent und einen Zuwachs beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie im hohen einstelligen Prozentbereich. Doch konnte dies die Börse offenbar nicht beruhigen. Bis zum Mittag verlor die Henkel-Aktie mehr als 5 Prozent an Wert.

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