Chaos bei der Berliner S-Bahn:Herbe Rügen für die Bahn

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Schwere Schlampereien: Ermittler sehen die Schuld für das Berliner S-Bahn-Chaos beim Management der Betreibergesellschaft. Sie gehört zum Konzern der Deutschen Bahn.

Daniela Kuhr

Erhebliche Managementfehler sind mit Schuld an dem seit Monaten andauernden Chaos bei der Berliner S-Bahn. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Anwaltskanzlei Gleiss Lutz, den die Deutsche Bahn an diesem Dienstag öffentlich vorlegen will.

Berliner S-Bahn: Wegen Reparaturen war zeitweise nur noch ein Viertel der Flotte im Einsatz. (Foto: Foto: ddp)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung geht daraus hervor, dass es bei der Berliner Tochtergesellschaft in der Vergangenheit zu schwerwiegendem Managementversagen gekommen ist.

Die Vorwürfe reichten bis in das Jahr 2002 zurück, hieß es. Mitverantwortlich für das Chaos sei zudem der Zughersteller Bombardier, der in der Vergangenheit mangelhafte Züge geliefert habe, stellt der mehr als 60 Seiten umfassende Bericht fest.

Unbeschreibliche Pannenserie

Die Deutsche Bahn hatte die Anwälte und Wirtschaftsprüfer von Gleiss Lutz als externe Ermittler eingesetzt, um zu klären, wie es zu der unbeschreiblichen Serie von Mängeln und Pannen kommen konnte, die die Berliner Fahrgäste seit einem Jahr erdulden müssen.

Wegen Reparaturen und Wartungen war zeitweise nur noch ein Viertel der Flotte im Einsatz. Nur mit einem Notfahrplan konnte der Betrieb überhaupt aufrecht erhalten werden. Nachdem es im vergangenen Winter bereits Probleme wegen des Eises gegeben hatte, war im Sommer ein Radbruch hinzugekommen.

Im September stellte sich dann heraus, dass über Jahre hinweg die Bremsklötze an den Zügen regelwidrig gewartet worden waren. Weil die Bremsen zu versagen drohten, musste ein Großteil der Flotte sofort aus dem Verkehr gezogen werden.

Schon damals äußerte der Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Homburg, den Verdacht, dass die Schlampereien auf Anweisung von Vorgesetzten erfolgt seien. Die Bahn versprach, die Vorfälle lückenlos aufklären zu lassen.

Bericht wird Staatsanwaltschaft übergeben

In den vergangenen Monaten haben die Gleiss-Lutz-Ermittler unzählige Gespräche mit Mitarbeitern der S-Bahn geführt, um die Vorgänge nachzuvollziehen. Diesen war war zugesichert worden, dass ihre Aussage keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen hat.

Das gilt allerdings nicht für die Führungsetage. Vier Geschäftsführer der S-Bahn wurden bereits beurlaubt. Den Bericht wird die Bahn nun der Staatsanwaltschaft übergeben. Deren Ermittlungen will sie abwarten, bevor sie weitere personelle Konsequenzen zieht. Auch Schadenersatzansprüche kommen in Betracht.

© SZ vom 23.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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