Bundeskartellamt: Neuer Chef:Aufstieg für den Grundsatzmann

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Andreas Mundt soll künftig das Kartellamt führen. Der Heitzer-Nachfolger hat gut zu tun: Die Personalstärke bleibt gleich, die Aufgaben werden größer.

Caspar Dohmen

Andreas Mundt soll neuer Kartellamtschef werden. Das Bundeskabinett werde sich demnächst mit der Personalie befassen, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag aus Regierungskreisen. Es gilt als sicher, dass das Kabinett dem Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) folgen wird. Weder das Bundeswirtschaftsministerium noch das Kartellamt wollten die Personalie allerdings dementieren oder bestätigen.

Andreas Mundt (rechts) beerbt Bernhard Heitzer als Chef des Kartellamts. Heitzer wechselt als Staatssekretär nach Berlin. (Foto: Foto: dpa)

Bereits in den ersten Monaten des kommenden Jahres soll Mundt die Bonner Behörde mit ihren 350 Mitarbeitern übernehmen. Kaum jemand dürfte das Amt so gut kennen wie der 49-Jährige, der dort bislang schon mit der Leitung der Grundsatzabteilung eine der wichtigsten Stellen innehat. Bekannt wurde er durch seine Entscheidung, die Bankgebühren für EC-Nutzer zu kippen.

Mit Fußball in die Schlagzeilen

Notwendig ist die Besetzung des Chefpostens, weil der bisherige Kartellamtschef Bernhard Heitzer als beamteter Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium nach Berlin wechselt. Unter Heitzer hatte das Kartellamt in den vergangenen Jahren mit einigen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht: So durchsuchten die Beamten der Wettbewerbsbehörde Kaffeeröster, einige Zeit später verschiedene Hersteller von Süßigkeiten und dann Mühlen wegen des Vorwurfs der Preisabsprache.

In die Schlagzeilen kam das Amt ebenfalls, als es sich für eine Grundversorgung der Bürger bei Fußballbundesligaspielen im frei empfangbaren Fernsehen stark machte und die geplante Vermarktung der Bundesligaübertragungsrechte torpedierte. Einige Kritiker warfen dem Kartellamt zuletzt vor, sich zu wenig mit den wirklich schwierigen Fällen von Wettbewerbsversagen in der deutschen Wirtschaft zu beschäftigen und zu viele populäre Themen aufzugreifen.

Mundt gehört zu der großen Schar von Juristen in der Behörde; studiert hat er Rechtswissenschaften in Bonn und im schweizerischen Lausanne. Mundt wird ebenso wie seinem Vorgänger Heitzer eine Nähe zur FDP nachgesagt. Allerdings gilt er ebenfalls als ausgewiesener Experte, der wesentlich daran gearbeitet hat, das Profil der Grundsatzabteilung im Kartellamt zu schärfen. Sie berät unter anderem die Beschlussabteilungen des Amtes in speziellen Fragen und vertritt die Wettbewerbsbehörde in den Gremien der Europäischen Union.

Die Abläufe leiden

Allerdings leiden die Arbeitsabläufe im Bundeskartellamt, weil die Mannschaft nicht entsprechend zur zunehmenden Aufgabenfülle aufgestockt worden ist. So hatte die große Koalition dem Amt die Befugnisse für die Preiskontrolle der Energieversorger übertragen. Und die neue Bundesregierung will dem Amt weitere Aufgaben zuordnen, angedacht ist beispielsweise die Möglichkeit zur Entflechtung von marktbeherrschenden Konzernen, beispielsweise in der Energiewirtschaft.

Hier kommt einige Arbeit auf Mundt zu. Der Bonner ist erst der sechste Präsident bei der Wettbewerbsbehörde. Angesichts der steigenden Aufgabenfülle dürfte er jetzt noch weniger zu seinen Hobbys wie Wandern und Skifahren in den Bergen kommen.

© SZ vom 11.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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