Bund versteigert Flugzeuge:Billig abzugeben

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Einmal reisen wie Kohl, Schröder und Merkel? Kein Problem! Die Luftflotte der Bundesregierung mustert sechs Challenger aus - per Auktion. Jeder kann bieten.

Guido Bohsem

Helmut Kohl ist damit geflogen, Gerhard Schröder und Angela Merkel taten es auch. Hans-Dietrich Genscher und Joschka Fischer haben darin beraten, geschlafen und Interviews gegeben. Die Rede ist vom Regierungs-Flugzeug Challenger CL-601, und die Frage ist, wer künftig wie ein Bundeskanzler oder ein Außenminister fliegen möchte. Der nämlich kann den Flieger kaufen; noch bis zum 3. August um 13 Uhr werden Gebote auf die Maschine mit der Luftwaffen-Nummer 12-03 entgegen genommen.

Eine Challenger der Bundeswehr-Flugbereitschaft steht abflugbereitauf dem militärischen Teil des Flughafens in Berlin-Tegel. Einige Maschinen kommen jetzt unter den Hammer. (Foto: ag.dpa)

Die Luftflotte der Bundesregierung soll in den nächsten Jahren komplett erneuert werden. Ausgemustert werden auch die sechs Challenger des kanadischen Herstellers Bombardier, die seit etwa 25 Jahren im Einsatz sind. Wer sich für die Maschine ernsthaft interessiert, kann sie kommende Woche Dienstag und Mittwoch auf dem Militärflughafen in Köln-Wahn besichtigen. Dazu muss man sich allerdings vorher bei der Verwertungsgesellschaft des Bundes (VEBEG) anmelden, die den Verkauf für das Verteidigungsministerium organisiert. "Das beste Gebot erhält dann den Zuschlag", sagt VEBEG-Geschäftsführer Johannes Pornschlegel. Anders als beim Internet-Auktionshaus Ebay werde allerdings nicht offen, sondern verdeckt geboten, denn oft gebe es zwischen den Angeboten erhebliche Unterschiede. Der Käufer muss sich seiner Sache also sicher sein. "Gekauft wird wie gesehen", so Pornschlegel. Regressansprüche gegen den Bund gibt es später nicht.

Es ist bereits die zweite Regierungsmaschine, welche die VEBEG versteigert. Die erste wurde im Juni nach Kanada verkauft, wo sie künftig kommerziell genutzt werden soll, vermutlich als Flugmöglichkeit für Geschäftsreisende. Die Challenger hat zwölf Sitze, vier davon gruppieren sich um einen kleinen Konferenztisch. Die blau gehaltene Inneneinrichtung wurde 2006 erneuert. Es gibt ein Satellitentelefon und eine Musikanlage. Über den möglichen Erlös will Pornschlegel keine genauen Angaben machen, damit die Auktion nicht gestört wird. Nur so viel: "Die erste Maschine haben wir für einen einstelligen Millionenbetrag verkauft - und diese ist in deutlich besserem Zustand."

Laut Verkaufsprospekt hat die Challenger insgesamt 12.469 Landungen hinter sich. Das Flugzeug war insgesamt 11.800 Stunden in der Luft; weitere 100 Stunden kommen jedoch dazu, denn bis Ende Juli soll der Flieger dem Kabinett noch zur Verfügung stehen. Das dürfte nicht alle freuen, denn die Challenger genießt wegen häufiger Defekte keinen guten Ruf. In dieser Woche etwa machte die Challenger 12-05 Schlagzeilen, als Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach Afghanistan wollte. Während eines Tankstopps in Kiew musste die Delegation das Flugzeug schnell verlassen. Flüssigkeit trat aus, das Heckfahrwerk qualmte. Der Minister blieb am Boden, verspätete sich insgesamt um 16 Stunden - keine gute Werbung für die Auktion in zwei Wochen.

© SZ vom 17./18.7.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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