Brille mit Kamera:Pornostars drehen Film mit Google Glass

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Sex ohne Kameramann: Pornoproduzenten haben mit der Computerbrille Glass einen Film gedreht. Beteiligte glauben bereits an eine technische Revolution in der Branche. Doch Google versucht zu verhindern, dass Schmuddelfilme auf dem Gerät landen.

Die Journalistin Arikia Millikan hat ein Google Glass - dieses neue Computerding von Google, das auf der Nase sitzt und in einem kleinen Bildschirm zeigen kann, ob gerade die Sonne scheint, oder wie spät es ist. Man kann damit auch Fotos machen und anschauen. Oder Videos. Aufnahmen aus dieser Perspektive könnten sehr intim wirken, weil man die Welt fast durch die Augen der anderen Person sieht.

Dieser Gedanke elektrisiert aus naheliegenden Gründen die Pornoindustrie, die schon immer ein Treiber für technische Innovationen gewesen ist. Allerdings sind die Möglichkeiten für die Branche noch begrenzt: Bisher sind nur wenige Tausend Prototypen von Google Glass im Umlauf. Nun hat die Journalistin Arikia Millikan ihren Auftritt, beziehungsweise ihr Google-Glass-Exemplar: Es fungiert als Nebendarsteller im wohl ersten mit Google Glass gedrehten Porno. Die Firma hinter dem Film hatte nur eine Brille; erst mit dem zweiten Glass konnten nun Darsteller James Deen und seine Kollegin Andy San Dimas je ein Gerät tragen.

Autorin Millikan schreibt schon länger darüber, wie Technologie den Körper verändert und wäre nach eigener Aussage gerne ein Cyborg. Weil sie ihre Brille auslieh, durfte sie beim Dreh dabei sein und hat einen Artikel auf Medium.com darüber geschrieben (alle Fotos im Text sind jugendfrei und fürs Großraumbüro geeignet).

Google Glass erlaubte es den Darstellern, während des Drehs zu zweit im Raum zu bleiben, ohne Kameramänner oder -frauen. Millikan und die anderen saßen vor der Tür und hörten, wie ein Möbelstück polterte.

Ihr Fazit, nachdem sie die Aufnahme gesehen hat: "Banging through Google Glass is definitely a mind fuck".

Ich habe plötzlich realisiert, dass wir eine bedeutende Technologie-Brücke überschritten hatten. Zwei Glass-Nutzer, die gleichzeitig ihren Geschlechtsverkehr aufnehmen, das bedeutet: Zum ersten Mal waren sie in der Lage, etwas aufzunehmen, was bis dahin stets künstlich war. Sie haben eine wahre Erfahrung aufgenommen, nach der sich so viele Leute auf der Welt sehnen, und die nun zum allgemeinen Vergnügen vervielfältigt werden kann. Wir waren Testpiloten der nächsten Welle des Cybersexes. Sie gibt jedem die Möglichkeit, der Mittel und Lust hat, virtuell den Lover seiner Träume zu ficken.

Google findet das alles wohl nicht so lustig. Der Konzern hatte im Juni eine Porno-App für Google Glass verboten und die Nutzungsbedingungen für das Gerät angepasst, damit solche Angebote künftig nicht mehr möglich sind. "Nacktheit, anschauliche Sexakte oder sexuell eindeutiges Material" sollen auf dem Brillenbildschirm nicht auftauchen.

Das Unternehmen Mikandi - das auch den Pornodreh organisiert hat - hatte eine App entwickelt, die eindeutige Bildchen und Filme direkt auf die Brille bringt. Sie hieß "Tits and Glass", Titten und Brille. Wer das "Gl" im Englischen leise ausspricht, kommt auf einen noch expliziteren Titel.

Mikandi hat den Film von James Deen und Andy San Dimas von den Brillen exportiert, um ihn kommerziell zu vermarkten. Google wird versuchen wollen zu verhindern, dass solche Streifen auf eine Datenbrille hochgeladen werden können, schreibt Millikan. Ob der Markt für professionelle Glass-Pornos also lukrativ wird, ist noch offen. Einfach abzuspielen sind momentan nur selbstgedrehte Filme.

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