Booklet 3G:Nokia startet Mini-Notebook

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Asus und Dell bekommen einen neuen Konkurrenten: Nokia will ein eigenes Mini-Notebook verkaufen und dabei nicht nur mit guten Akkus punkten.

T. Riedl

Über Monate hinweg hat Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo nun verfolgen müssen, dass Computerhersteller in seinem Revier wildern: Acer, Asus, Toshiba, Apple oder Dell - alle sind eigentlich für Rechner bekannt. Und alle haben in jüngerer Zeit sogenannte Smartphones in ihr Produktportfolio aufgenommen, Handys mit Funktionen, wie sie sonst nur ein kleiner Computer hat.

Nokia stellte heute ein eigenes Mini-Notebook vor. Das Gerät mit einem Gewicht von 1,25 Kilogramm und einer Bildschirm-Diagonale von zehn Zoll kann über Mobilfunk- Netze und WLAN ins Internet gehen. (Foto: Foto: dpa)

Jetzt kommt der Gegenschlag: Nokia, weltweit führender Handyproduzent, kündigte am Montag den Einstieg ins Computergeschäft an. Die Finnen wählen dafür ausgerechnet das überlaufene Segment mit sehr kleinen Notebooks. Hier kämpfen schon andere ums Auskommen.

Die Geräte der Telekommunikations- und Computerindustrie verschmelzen: Smartphones verfügen über Funktionen wie etwa das Bearbeiten von Texten unterwegs, die vormals nur mit tragbaren Rechnern erledigt werden konnten; Computer dagegen wählen sich über eingebaute Mobilfunkkarten ins Internet ein. Die Displays der Handys werden in jüngerer Zeit immer größer - die von portablen Computern dagegen immer kleiner.

Anfang September werden Preise veröffentlicht

Nokia nennt nicht viele Details zum neuen Gerät. Es soll Booklet 3G heißen: Booklet bedeutet zu deutsch in etwa Büchlein, die Abkürzung 3G steht für den schnellen Mobilfunkstandard UMTS. Zur Nokia-Hausmesse Anfang September sollen Preise und Verkaufsstart veröffentlicht werden. "Wir sind im Geschäft, Leute zu verbinden - und das Nokia Booklet 3G stellt die natürliche Weiterentwicklung für uns dar", erklärte Kai Oistamo, der bei Nokia oberster Verantwortlicher für Geräte ist.

Um den Marketing-Effekt im Vorfeld der eigenen Messe anzuheizen, kursiert auf der Internet-Videoplattform Youtube seit Montag bereits ein Werbefilm des finnischen Herstellers. Das Gerät wiegt demnach eineinviertel Kilogramm, misst an der dünnsten Stelle weniger als zwei Zentimeter und soll eine Akku-Laufzeit von zwölf Stunden haben.

Der leichte Nokia-Laptop hat außerdem GPS-Satellitennavigation integriert und kann hochauflösende Videos abspielen. Das Booklet 3G im Aluminium-Gehäuse benutzt einen Intel-Chip und wird mit dem Betriebssystem Windows ausgeliefert.

Demnach handelt es sich bei dem Nokia-Gerät um einen Rechner der Netbook-Kategorie, auch wenn der Handyhersteller selbst dieses Wort nicht gebraucht. Ein Analyst sprach in einer ersten Stellungnahme vom Eintritt in ein "ruinöses Segment". Ranjit Atwal, Analyst bei Gartner, sagte: "Es wird schwierig, sich von der Masse abzuheben."

Netbook genannte Geräte gibt es seit zwei Jahren. Der erste dieser besonders kleinen, leichten und günstigen Computer kam vom taiwanesischen Hersteller Asus, inzwischen ist die ganze Industrie in dieses stark wachsende Segment eingestiegen.

Allerdings haben viele Firmen Schwierigkeiten, Netbooks mit Gewinn zu verkaufen. Nokia-Manager Oistamo sagte in einem Interview dazu: "Alles, was wir tun, geschieht in der Absicht, ein profitables Geschäftsfeld aufzubauen." Er wollte nicht sagen, ob Nokia die Geräte selbst fertigt. Das wäre ein ungewöhnlicher Schritt: Im vergangenen Jahr wurden 99 Prozent aller Netbooks in Taiwan produziert.

© SZ vom 25.08.2009/cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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