Börsen:Schwache Autos ziehen Dax abwärts

Lesezeit: 2 min

In der Börse in Frankfurt am Main spiegelt sich ein Händler in einem Logo des Deutschen Aktienindex (DAX). (Foto: Fredrik von Erichsen)

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat eine starke Woche mit moderaten Verlusten beendet. Deutliche Kursrückgänge bei Autowerten drückten den Dax am Freitag zum Handelsschluss um 0,60 Prozent auf 10 373,49 Punkte.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat eine starke Woche mit moderaten Verlusten beendet. Deutliche Kursrückgänge bei Autowerten drückten den Dax am Freitag zum Handelsschluss um 0,60 Prozent auf 10 373,49 Punkte.

Selbst weiter anziehende Ölpreise sowie ein schwächerer Eurokurs hätten es nicht geschafft, den Leitindex in die Gewinnzone zu befördern, hieß es. Tags zuvor war der Dax allerdings auf das höchste Niveau seit Jahresanfang geklettert, und die Wochenbilanz ist mit einem Gewinn von 3,2 Prozent klar positiv.

Der Index mittelgroßer Werte MDax gab am Freitag um 0,48 Prozent auf 20 382,38 Punkte nach. Der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,58 Prozent auf 1645,16 Punkte ein.

Aus Branchensicht dominierte der auch europaweit sehr schwache Autosektor eindeutig das Börsengeschehen. Belastend wirkte die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dass die Autobauer Audi, Porsche, Mercedes, Volkswagen und Opel nach Nachmessungen wegen falscher Abgaswerte insgesamt 630 000 Fahrzeuge in Deutschland zurückrufen müssen.

Am meisten gebeutelt wurden die Daimler-Aktien, nachdem Untersuchungen in den USA im Zusammenhang mit Abgaswerten bekannt wurden und der Autobauer durchwachsene Geschäftszahlen gemeldet hatte. So hatten die US-Behörden nach mehreren Zivilklagen in den Vereinigten Staaten eine interne Überprüfung der Abgasmessungen bei Daimler angeordnet. Für die Papiere der Stuttgarter ging es zwischenzeitlich um mehr als 7 Prozent abwärts. Letztlich verloren sie am Dax-Ende gut 5 Prozent.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) grenzten ihre zwischenzeitlich massiven Abschläge im späten Handel erheblich ein und endeten mit einem vergleichsweise moderaten Minus von 1,26 Prozent. Nach den vom Autokonzern vorgelegten vorläufigen Geschäftszahlen für 2015 und dem eingetrübten Geschäftsausblick für 2016 waren sie zunächst um mehr als 6 Prozent abgesackt. Angesichts der Kosten für den Abgas-Skandal muss der Autobauer den größten Verlust seiner Konzerngeschichte verkraften. Zudem will VW nur eine Mini-Dividende von 0,17 (Vorjahr 4,86) Euro je Vorzugsaktie ausschütten.

Marktexperte Andreas Lipkow vom Berliner Vermögensverwalter Kliegel & Hafner begründete die Kurserholung mit einer verspäteten Erkenntnis vieler Anleger: „Jetzt scheint es endlich den Markt durchdrungen zu haben, dass die Einigung für Volkswagen positiv ist. Die Einmalrückstellungen sind zwar hoch, aber dafür sind die unwägbaren Rechtskosten vom Tisch“, sagte er. VW hatte sich am Vortag mit den US-Behörden auf die Grundzüge einer Lösung im Abgas-Skandal verständigt. Für die Folgen des Diesel-Skandals muss der Konzern in seiner Bilanz für 2015 rund 16,2 Milliarden Euro zurückstellen.

Aktien von Merck KGaA erklommen nach einer Kaufempfehlung der US-Investmentbank Merrill Lynch mit plus 4,29 Prozent die Spitze des deutschen Leitindex. Im Index der mittelgroßen Werte profitierten die Papiere des Dienstleistungs- und Baukonzerns Bilfinger einem Händler zufolge von einem positiven Kommentar des Investmenthauses Mainfirst. Die Bilfinger-Anteilsscheine gewannen 3,49 Prozent.

Morphosys-Papiere erholten sich um 5,35 Prozent, nachdem sie tags zuvor nach einem Misserfolg des Medikamentenkandidaten Bimagrumab eingebrochen waren. Analyst Gunnar Romer von der Deutschen Bank hält den Kursrutsch laut einer Studie für überzogen.

Der EuroStoxx 50 sank um 0,34 Prozent auf 3141,12 Punkte. Der Cac-40-Index in Paris verlor 0,29 Prozent, der Londoner FTSE-100-Index fiel um 1,11 Prozent. Der Dow Jones in New York notierte zum europäischen Handelsschluss rund 0,11 Prozent tiefer.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,10 Prozent am Vortag auf 0,11 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 141,97 Punkte. Für den Bund-Future ging es um 0,04 Prozent auf 162,49 Punkte nach unten. Der Kurs des Euro sank. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1263 (Donnerstag: 1,1355) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8879 (0,8807) Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: