Börse in Athen:Anleger verlieren jedes Vertrauen in griechische Banken

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  • Am zweiten Tag nach Ende der Zwangspause sinken die Kurse an der Athener Börse weiter.
  • Besonders Bankaktien sind vom Ausverkauf betroffen.

Von Jakob Schulz

Bankaktien stürzen so tief wie nie

Der dramatische Kurssturz an der griechischen Börse in Athen geht auch an Tag zwei nach der fünfwöchigen Zwangspause weiter. Der griechische Aktienindex für die Bankwerte stürzte um fast 30 Prozent ab und notierte mit 324,03 Punkten so niedrig wie noch nie. Nach dem Absturz wurde der Handel wie schon am Vortag teilweise ausgesetzt. Damit gilt es als wahrscheinlich, dass die Bankaktien auch am Mittwoch verlieren werden.

Der Leitindex Athex fiel zur Handelseröffnung zunächst um knapp fünf Prozent. Am Montag hatte der Index zum Handelsschluss ein Minus von etwa 16 Prozent verzeichnen müssen. Zwischenzeitlich hatte das Minus am Montag sogar knapp 23 Prozent betragen. Der Kurssturz gilt als Reaktion auf die lange Schließung der Börse. Viele Anleger setzen nun nachträglich Kauf- oder Verkaufsentscheidungen um.

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Angst um die Banken

Viele Anleger sehen vor allem die griechischen Banken mit Skepsis. Als sicher gilt, dass die Institute mit Milliardenbeträgen rekapitalisiert werden müssen. In dem 86-Milliarden-Euro-Kreditpaket, das derzeit in Athen verhandelt wird, sind 25 Milliarden Euro allein zur Stärkung der Banken vorgesehen. Bei einer sogenannten Rekapitalisierung würde der Staat Anteile an den Geldinstituten kaufen, die Banken also quasi als Eigentümer übernehmen.

Das Thema Banken sei für Griechenland besonders spannend, sagt Matthias Kullas vom Centrum für europäische Politik. Der Ökonom hält es für wahrscheinlich, dass einige der fünf großen griechischen Banken mittelfristig zusammengelegt oder abgewickelt werden müssen. Die Lage der Banken ist schlecht: Sie haben zahlreiche Kredite vergeben, deren Rückzahlung durch die schlechte wirtschaftliche Lage im Land immer unwahrscheinlicher wird. Außerdem haben die Banken der klammen griechischen Regierung Milliarden geliehen.

Bei einer Abwicklung der Banken würden die Anteilseigner ihre Investitionen verlieren. Daher wollen viele Aktionäre ihre Bankaktien nun schnellstmöglichst loswerden. Dramatische Kursstürze sind die Folge.

Warum die Börse geschlossen war

Angesichts schwieriger Gespräche zwischen Griechenland und den internationalen Kreditgebern hatten viele Griechen zuletzt eine Staatspleite befürchtet. Bis Ende Juni hoben sie riesige Beträge von ihren Bankkonten ab. Den Finanzinstituten drohte das Geld auszugehen. Die Regierung in Athen reagierte, schloss Banken und Börse und verhängte Kapitalverkehrskontrollen. Auch wenn Banken und die Börse nun wieder arbeiten, dürfen Griechen weiter nur beschränkt Geld abheben.

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