Börse:Anleger von Metro enttäuscht

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Ein Cash & Carry Markt von Metro in Dortmund: Konzernchef Koch glaubt, dass weniger als 10000 Stellen bei Real gestrichen werden. (Foto: Ina Fassbender / dpa)

Trotz des geplanten Verkaufs von Real weckt der Konzern keine Kursfantasie.

Von Michael Kläsgen, München

Die Aktie der Düsseldorfer Metro AG ist am Mittwoch leicht ins Minus gerutscht, nachdem der Handelskonzern seine vorläufigen Umsätze im wichtigen Weihnachtsquartal bekannt gegeben hatte. Der Kurs bewegte sich damit nahe am Jahrestiefststand von gut 13 Euro am 6. Januar. Der Umsatz im sogenannten fortgeführten Geschäft stieg bis Ende Dezember um 2,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank bezeichnete das als "enttäuschend". In den Zahlen nicht enthalten sind das China-Geschäft und die Supermarktkette Real. Beides will Metro-Chef Olaf Koch verkaufen. Real schreibt weiter rote Zahlen, die Abschreibungen für die derzeit 277 SB-Warenhäuser sind hoch.

Koch sagte, er erwarte weiter, bis Ende Januar alle Filialen an das deutsch-russische Konsortium um den Immobilieninvestor X-Bricks zu verkaufen. Um den Kaufpreis wird dem Vernehmen nach weiter gerungen. Metro hatte aus Furcht vor Streiks in den Real-Filialen im Dezember einer freiwillige Gesamtbetriebsvereinbarung zugestimmt, die Abfindungen für gekündigte Mitarbeiter vorsieht. Sie kostet den Konzern nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus Unternehmenskreisen einen dreistelligen Millionenbetrag. Ein Metro-Sprecher wollte das nicht bestätigten, sagte aber: "Natürlich haben wir bei unseren Überlegungen den finanziellen Aufwand für diese Vereinbarung abgewogen und berücksichtigt. Dieser hat keine negativen Auswirkungen auf die bekannt gegebenen Transaktionsparameter wie den Netto-Mittelzufluss von etwa 0,5 Milliarden Euro", für den das Konsortium aufkommen will. Insider gehen gleichwohl davon aus, dass sich die Kosten der Vereinbarung negativ für die Metro im Kaufpreis niederschlagen werden.

Je mehr Real-Mitarbeiter entlassen werden, desto höher sind diese Kosten. Real-Gesamtbetriebsratschef Werner Klockhaus hatte davor gewarnt, dass mindestens 10 000 der insgesamt 34 000 Real-Mitarbeiter nach dem Verkauf arbeitslos werden könnten. Koch sagte der Wirtschaftswoche dazu, die Zahl sei nach seiner "persönlichen Einschätzung" zu hoch.

Koch will den Verlustbringer Real auf jeden Fall vor der Aktionärsversammlung Mitte Februar loswerden. Die Fokussierung auf den Großhandel hat der Vorstand seit langem beschlossen. Zum Verkauf von Real drängt zudem der neue Großaktionär Daniel Křetínský, dessen Investmentfirma EPGC zunächst einen und im Laufe des Jahres voraussichtlich einen zweiten Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden wird. Sein längerfristiges Ziel war vor einem kürzlich gescheiterten Übernahmeversuch, Metro von der Börse zu nehmen. Von der von Koch beschworenen Kursfantasie ist derzeit allerdings wenig zu spüren.

© SZ vom 16.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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