Die europäische Flugsicherheitsbehörde European Union Aviation Safety Agency (EASA) hat das Flugverbot für die Boeing 737 Max nach fast zwei Jahren unter Auflagen aufgehoben. Die europäische Flugsicherheitsbehörde veröffentlichte am Mittwoch eine sogenannte Lufttüchtigkeitsdirektive (Airworthiness Directive), in der sie die Bedingungen für die Rückkehr der Max in den europäischen Luftraum aufschlüsselt. Umsetzen müssen die Vorgaben die nationalen europäischen Behörden und die Fluggesellschaften, die das Modell einsetzen wollen.
Die EASA und praktisch alle anderen Flugsicherheitsbehörden hatten das Flugverbot im März 2019 verhängt, nachdem zwei Maschinen des Typs innerhalb von weniger als fünf Monaten abgestürzt waren. 346 Menschen waren bei den Unfällen ums Leben gekommen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Steuersoftware Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS), die das Flugverhalten der Max an das des Vorgängermodells angleichen sollte. Bei den beiden Abstürzen hatte MCAS aufgrund kaputter Sensoren zu stark eingegriffen, sodass die Piloten die Kontrolle über die Flugzeuge verloren hatten.
Boeing hat seitdem das Flugzeug und die Software stark modifiziert. Die Behörden glauben, dass damit eine Wiederholung der Vorfälle nahezu ausgeschlossen und die Max sicher ist. Vor der Europäischen Union hatten bereits die USA, Brasilien und Kanada das Flugverbot aufgehoben. Die EASA allerdings forderte zusätzliche Änderungen, etwa einen synthetischen Sensor, der Daten zur Fluglage aus verschiedenen Quellen sammeln und mit denen der physischen Sensoren vergleichen soll. Er wird aber erst ab 2022 nachgerüstet. Die EASA schreibt auch geänderte Verfahren im Cockpit sowie Schulungen vor, die alle Piloten bestreiten müssen, bevor sie einen Linienflug steuern dürfen.
EASA-Chef Patrick Ky betonte, die Behörde habe unabhängig von Boeing und der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) gehandelt und sei in dem Verfahren unter keinem politischen und wirtschaftlichen Druck gestanden. Die FAA war selbst wegen zu großer Nähe zu Boeing in den Fokus der Untersuchungen geraten, die Europäer betonen seither stärker ihre Eigenständigkeit.
In Deutschland haben zwei Fluggesellschaft die 737 Max bestellt - Tuifly und Sun Express.
Für Boeing ist das Ende des Max-Flugverbotes eine selten gute Nachricht. Der Konzern gab ebenfalls am Mittwoch einen Netto-Verlust von fast zwölf Milliarden US-Dollar für das Jahr 2020 bekannt. Der Umsatz war wegen der Probleme rund um das Flugzeug und wegen der Pandemie um 24 Prozent auf 58 Milliarden Dollar gesunken. Unter anderem musste Boeing Sonderbelastungen von 6,5 Milliarden Dollar für das neue Langstreckenflugzeug 777X verbuchen.
Die Maschine, die auch die Lufthansa bestellt hat, soll nun erst Ende 2023 erstmals ausgeliefert werden. Im bisherigen Zeitplan ging Boeing davon aus, den Jet erstmals 2022 ausliefern zu können, doch das Projekt hatte sich zuvor schon mehrfach verzögert, insgesamt nun um rund drei Jahre. Boeing-Chef David Calhoun machte mehrere Faktoren dafür verantwortlich, vor allem strengere Auflagen der Flugsicherheitsbehörden bei der Zulassung sowie die schwache Nachfrage.