Falscher Druck auf echtem Geld
Die größte Hürde für Geldfälscher ist das Banknotenpapier. Gelddruckpapier ist griffig und fest und besteht aus reiner Baumwolle. Nachgemachte Geldscheine sind lappig oder glatt und werden dadurch schnell entdeckt. Dieses Hindernis versuchten Geldfälscher ganz raffiniert zu überwinden, indem sie ihre Fälschungen auf echte Geldscheine druckten. Die Falschgelddrucker besorgten sich in Suriname, einer ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika, Suriname-Gulden. Für einen Dollar gab es 1000 Scheine Suriname-Gulden. Das Papier fühlt sich echt an und sieht aus wie ein 100-Euro-Schein. Reinfallen kann aber nur, wer sich das Falschgeld in dunklen Spelunken andrehen lässt.
Blütenrembrandt
Mehr als 150 Exemplare der 1000-DM- und 500-DM-Scheine zeichnete der Graphiker Günter H. in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Zeichentusche per Hand. Seine Blüten waren wahre kleine Meisterwerke. Das nötige Wissen hierfür eignete er sich in einer Ausbildung als Chemiegraph und Tiefdruckätzer an. Nach der Lehre besuchte er die Akademie des graphischen Gewerbes und der bildenden Kunst in München und verfeinerte sein handwerkliches Können. Im Jahr 1973 flog der Fälscher auf. Nach eigenen Angaben brauchte der "Blütenrembrandt" für einen Schein acht Stunden. Das entspricht einem Stundenlohn von 125 DM. Verurteilt wurde er zu vier Jahren Gefängnis.
Ein Geldfälscher ist auch nur ein Mann
Insgeheim zollen die Falschgeldexperten der Bundesbank einem bestimmten Fälscher noch heute großen Respekt. Seine blauen 100-DM-Scheine mit dem Konterfei des Kosmographen Sebastian Münster wirkten wie echt. Auch wenn sich im Notenbild links oben ein kleiner Klecks befand und der Bart von Sebastian Münster ein bisschen fleckig wirkte, beim Bezahlen ist das niemandem aufgefallen. Im Laufe der Jahre tauchten immer mehr der Blüten auf. Die Polizei konnte das Falschgeld zwar einsammeln, aber niemand kam dem Fälscher auf die Spur.
Das Drucken von Falschgeld ist oft einfacher als das Verteilen. Raffiniert verwischte er seine Spuren. Geschickt verstreute er die Hunderter im ganzen Bundesgebiet. Nürnberg - München - Düsseldorf - Hamburg - Koblenz - Frankfurt. Ein paar hier, ein paar da. Hergestellt hat sie Horst B., Besitzer einer kleinen Druckerei im Westerwald.
Kurz vor Weihnachten 1970 fährt er nach Frankreich, um dort groß einzukaufen. Die Nacht über vergnügt er sich mit einer Prostituierten in Straßburg. Beim Sex setzt das Hirn aus, der Freier wird leichtsinnig. Großzügig spendet er seiner Gespielin am Morgen danach 2000 DM Trinkgeld extra. Nur dumm: 18 der 20 Hunderter haben die gleiche Seriennummer. Autsch! Die Dirne zeigt ihn an. Seinen Namen kennt sie zwar nicht. Aber sie kann ihn beschreiben - bis ins kleinste Detail. Das reicht. Ein Zollbeamter in Kehl erinnert sich an den Grenzgänger und gibt den entscheidenden Hinweis. An Heiligabend wird er zu Hause festgenommen, die Polizei stellt weitere Blüten sicher. Am Ende waren es 27.000 Stück im Wert von 2,7 Millionen DM. B. wandert in den Knast. Die größte Falschgeldaffäre nach dem Zweiten Weltkrieg ist zu Ende.
Herrennoten
300 Euro soll der Schein wert sein. Mit nackten Frauen als Motiv ist die Banknotenimitation verziert. Für ein bis zwei Euro das Stück werden solche Blüten kurz nach der Einführung der neuen Eurowährung als sogenannte Herrennoten verkauft. Experten bestätigen, die Papierqualität der Scheine sei täuschend echt. Obwohl durch den aufgedruckten Betrag von 300 Euro offensichtlich als Fälschung erkennbar, wurden mit solchen Phantasiescheinen mehr als 50 Mal Kleinigkeiten eingekauft. Wer auf diese Weise beispielsweise 2,85 Euro für ein Päckchen Kaugummi bezahlt und 297,15 - echte - Euro Wechselgeld zurückbekommen hatte, der machte ein lukratives Geschäft. Aber kein legales. Eine Bäckereiverkäuferin wurde erwischt, als sie in einem Kaufhaus mit dem 300-Euro-Schein zahlen wollte. Das Gericht verhängte eine Geldbuße von 500 Euro.
Der Text ist dem "Großen Buch vom Geld" von Uli Röhm entnommen. Der Band ist bei Edition Braus erschienen.