Mode:Finanzinvestor hat Interesse an Birkenstock

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Von der Gesundheitssandale zum Kultobjekt: Die Produkte der Familienfirma Birkenstock sind weltweit begehrt. Jetzt will ein Finanzinvestor einsteigen - angeblich für vier Milliarden Euro.

Von Caspar Busse, München

Selbst Steve Jobs hat sie geliebt. Der legendäre Apple-Gründer, der in Sachen Design unbestritten weltweite Maßstäbe gesetzt hat, trug angeblich sehr gerne und oft Sandalen der Marke Birkenstock, seine ausgelatschten Dinger wurden einst sogar versteigert. Jobs hatte also Birkenstock entdeckt - und zwar schon lange, bevor die Produkte der Familienfirma aus dem beschaulichen Linz am Rhein südlich von Bonn weltweit so richtig beliebt wurden.

Inzwischen ist Birkenstock so bekannt, dass ein internationaler Finanzinvestor großes Interesse an der Firma hat und offenbar dafür eine hohe Summe zahlen will. Die Private-Equity-Firma CVC Capital Partners führe Gespräche mit der Eigentümerfamilie, berichtet die Agentur Bloomberg - und sei bereit, mehr als vier Milliarden Euro inklusive der Übernahme von Schulden zu investieren, ein überraschend hoher Preis für das Unternehmen. "Wir kommentieren keine Spekulationen", teilte ein Birkenstock-Sprecher dazu mit. Auch CVC äußerte sich nicht.

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Mehr als nur Schuhe: Naturkosmetikprodukte und Betten

Es ist eine dieser erstaunlichen Geschichten aus der Modewelt, ein Imagewandel, wie es ihn nur selten gibt: Birkenstock-Sandalen galten lange als spießige Gesundheitslatschen, die vor allem von Krankenhauspersonal getragen wurden, dann wurden sie von Hippies und Umweltbewegten entdeckt, inzwischen sind sie weltweit gefragt. Angeboten werden neben den klassischen Modellen immer wieder auch modische Neuentwicklungen in allen Farben. Zudem expandierte Birkenstock zuletzt in andere Bereiche und bietet nun auch in Lizenz Naturkosmetikprodukte und sogar Betten an. Produziert werden die Schuhe und Schlappen ausschließlich in Deutschland, in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen. Rohstoffe wie Kork werden aus Portugal bezogen, Leder aus Italien oder Naturlatex aus Asien.

Fest steht, dass Birkenstock inzwischen weltweit für Lifestyle steht. Nicht nur Heidi Klum oder Kate Moss tragen die bequemen Sandalen und Hausschuhe aus Deutschland mit dem Kork-Fußbett, weltweit steigt die Nachfrage - von Asien bis in die USA. Vor knapp zehn Jahren begann der Hype, und der ist sehr einträglich für das Unternehmen. Möglicherweise ist auch die Corona-Pandemie gut für das Geschäft, denn die Menschen sind viel zu Hause und wollen es gemütlich haben, auch was Schuhe und Sandalen betrifft.

Ein Klassiker namens "Madrid"

Die Geschichte der Firma geht bis ins Jahr 1774 zurück, damals begann Adam Birkenstock als Schumacher. 1963 wurde erstmals die Gymnastik-Sandale "Madrid" mit flexiblem Fußbett und zwei großen Schnallen auf den Markt gebracht, die auch heute noch gefragt ist. Oliver Reichert führt als erster familienfremder Geschäftsführer das Unternehmen. Schlagzeilen machte Birkenstock vor drei Jahren, als die Firma den Vertrieb über den mächtigen Onlinehändler Amazon einstellte, nachdem der US-Konzern sich geweigert hatte, den Verkauf von gefälschten Birkenstock-Produkten auf seiner Plattform zu unterbinden. Erhältlich sind die Sandalen bei Amazon aber trotzdem noch, über Drittanbieter. CVC wurde 1981 gegründet und ist einer der größten Finanzinvestoren überhaupt. Was CVC nach einem Einstieg mit Birkenstock vorhaben könnte, ist offen. Bislang ist die Firma etwa an der Schweizer Uhrenfirma Breitling beteiligt oder an der deutschen Parfümeriekette Douglas, die sehr unter der Corona-Krise leidet. Das Deutschlandgeschäft von CVC leitet Alexander Dibelius, der ehemalige Chef der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt.

Birkenstock verkaufte fast 24 Millionen Schuhpaare im Geschäftsjahr bis September 2019 und erzielte damit laut Bloomberg einen Umsatzanstieg von elf Prozent auf gut 720 Millionen Euro. Beschäftigt werden mehr als 4000 Mitarbeiter, der Nettogewinn betrug in diesem Zeitraum 129 Millionen Euro, 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im ersten Corona-Lockdown wurde die Produktion unterbrochen.

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