Biotechnologie:Geld und Mut gesucht

Die Biotech-Branche braucht eigene Arzneien - und kein falsches Lob.

Kristina Läsker

Man muss die Dinge nur genug loben, dann wird alles besser, mögen sich die Autoren des Biotechnologie-Reports von Ernst & Young gedacht haben. Der Bericht gilt als Stimmungsbarometer in der Branche, aber dieses Mal ist er über das Ziel hinausgeschossen. Die deutsche Biotechnologie sei auf gutem Kurs - Rückschläge würden besser verkraftet, heißt es darin. Doch die Realität entlarvt solche Aussagen als Schönrederei.

Absurde Gerüchte

Die Branche braucht dringend Erfolgsmeldungen. Seit der Fast-Pleite von GPC im letzten Sommer haben die Aktionäre viele börsennotierte Firmen in Sippenhaft genommen. Etliche Kurse sind unterbewertet. Absurde Gerüchte können die Aktien auf Achterbahnfahrten schicken, wie etwa die Spekulationen, der Milliardär Dietmar Hopp solle eine Fusion der Münchner Firmen GPC und Wilex ausgeheckt haben.

Parallel gibt es für die Betriebe über die Börse immer weniger Geld, Börsengänge sind fast undenkbar geworden und Gründern ist die Lust vergangen: 2007 wurden nur zehn Firmen errichtet, so wenige wie noch nie zuvor. Es fehlen Mut, Geldgeber und Unternehmergeist.

Das dürfte sich erst wieder ändern, wenn die erste deutsche Firma die Zulassung für ein Medikament aus dem eigenen Labor erhält. Und der Beweis vorliegt, dass deutsche Forscher Spitzenleistungen erbringen. Sechs hiesige Firmen warten auf eine solche Marktzulassung, aber noch ist diese nicht vergeben. Die Sicherheitsansprüche an Arzneien sind gestiegen und so kann das ein oder andere Mittel noch abgelehnt werden. Die deutsche Biotechnologie-Branche wäre aber mitnichten in der Lage, solche Rückschläge gut zu verkraften.

© SZ vom 8.5.2008/jkf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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