Bilfinger:Ein ewiges Problem

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Bilfinger ist inzwischen zum Industrie-Dienstleister geschrumpft. (Foto: oh)

Beim Mannheimer Industrie-Dienstleister ist auch nach fünf Jahren schwerer Sanierungs-Arbeiten noch keine Ruhe eingekehrt. Immerhin schreibt der Konzern erstmals schwarze Zahlen. Ein Aktionär sorgt dennoch für Ärger.

Von Stefan Mayr, Frankfurt

Tom Blades ist auch mit 63 Jahren noch aktiver und leidenschaftlicher Triathlet, der schlanke Brite hat also einen langem Atem. Seit 2016 werkelt der Brite nun schon an der Sanierung des ehemaligen Bau-Giganten Bilfinger, der inzwischen zum reinen Industrie-Dienstleister geschrumpft ist. Inzwischen kann Blades zwar erste Erfolge vorweisen, aber so richtig ruhig ist sein Job bis heute nicht. Im Hintergrund schwelen mehrere juristische Verfahren, allen voran der Streit um Schadenersatz gegen seinen Vorvorgänger Roland Koch. Zu allem Überfluss hat jetzt Aktionär ENA einen offenen Brief verfasst, in dem er da Management scharf kritisiert.

Eigentlich wollte Tom Blades am Donnerstag einigermaßen entspannt seine positiven Jahreszahlen präsentieren. Immerhin mit einem Plus bei Umsatz (4,3 Milliarden Euro) und operativem Ergebnis (104 Millionen Euro). Aber der Hedgefonds ENA Investment Capital zeigt sich unzufrieden und sorgte mit seinem Schreiben für Unruhe; ENA hält derzeit zwar weniger als 0,5 Prozent der Bilfinger-Aktien, hat über Swaps aber die Option auf mehr als zehn Prozent der Anteile. Damit wäre ENA der zweitgrößte Aktionär. In dem Brief stellt der Fonds die Vertragsverlängerung für Blades in Frage und stellt den Verkauf des außereuropäischen Geschäfts sowie der Technologie-Sparte zur Diskussion. In den vergangenen 24 Monaten habe es "eine Reihe von Pannen" und "Ausführungsfehlern" gegeben, wettert ENA, deshalb seien die Ziele "immer wieder verfehlt" worden.

Tom Blades widerspricht auf der Bilanz-Pressekonferenz betont selbstbewusst: "Wir haben es geschafft", sagt er, "wir haben die Erwartungen komplett erfüllt." Beim Ergebnis habe er die Prognose sogar "übertroffen", erstmals seit seinem Amtsantritt 2016 sei auch das berichtete operative Ergebnis positiv. Allerdings räumt er einige Minuten später ein, dass auch er mit der Marge von 2,4 Prozent nicht zufrieden ist. "Das reicht nicht", sagt Blades, "wir mussten leider feststellen, dass der Weg nach vorne etwas steiler ist als erwartet." Das sei wie beim Tanzen; "Zwei Schritte vor, einer zurück, und dann geht's weiter." Für 2020 hatte er einst eine Fünf-Prozent-Marge prognostiziert, dieses Ziel schraubt er jetzt auf vier Prozent herunter. Auch beim Umsatz rechnet er nur mit einem "flachen" Wachstum. Die Dividende stagniert ebenfalls bei einem Euro.

Das wird auf der kommenden Hauptversammlung keine Begeisterung auslösen. Zuletzt war das Aktionärstreffen sehr turbulent verlaufen - auch weil der Streit um Schadenersatzforderungen gegen Ex-Chef Roland Koch und elf weitere ehemalige Vorstände immer noch nicht beendet ist. Bilfinger wirft dem ehemaligen hessischen CDU-Ministerpräsidenten und den anderen Managern Pflichtverletzungen vor und fordert von ihnen insgesamt etwa 120 Millionen Regress. Die Verhandlungen über einen außergerichtlichen Vergleich stehen laut Blades nun aber kurz vor dem Abschluss. "Wir sind sehr weit nach vorne gekommen", sagt der aktuelle Vorstandschef und kündigte für die Hauptversammlung im April ein Ergebnis an.

Tom Blades' Vertrag läuft noch bis Mitte 2021, er wird dann 64 Jahre alt sein. Er könnte sich dann zur Ruhe setzen und seinen Hobbies Triathlon und Kite-Surfen widmen. Inzwischen hat er auch den deutschen Pass, aber auf Anfrage teilt er mit, dass er noch nicht an Ruhestand denkt: "Ich fühle mich fit und freue mich, meine Strategie umzusetzen, wenn es vom Aufsichtsrat so gewünscht wird".

Bis 2024 will Blades den Umsatz auf mehr als fünf Milliarden und die Marge auf über fünf Prozent trimmen. Hierfür wird auch am Personal gespart, die Jobs in der Zentrale in Mannheim werden derzeit von knapp 300 auf 180 abgebaut. Weltweit hat Bilfinger 34 000 Mitarbeiter. Vom Verkauf der Technologie-Sparte und des außereuropäischen Geschäfts hält Blades im Gegensatz zu ENA nichts: Beide seien wichtig für den Konzern.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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