Konjunktur:Es ist die Wurzel

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Die bayerische Wirtschaft wächst nach einer zunächst schnellen Erholung jetzt wieder deutlich langsamer.

Von Marc Beise, München

Überall in der Wirtschaft wird gerätselt, wie es in den kommenden Monaten ökonomisch weitergeht, und bei der Suche nach Antworten bedienen sich die Experten gerne der Zeichenlehre. An ein V für eine schnelle Erholung der Konjunktur nach dem Absturz glaubt niemand mehr, aber auch nicht an ein L (die Wirtschaft dümpelt weiter hilflos vor sich hin). Verbreitet ist der Glaube an den Swoosh, abgeleitet vom Markenzeichen des Sportartikelherstellers Nike: Dann ginge es aus dem Tal langsam , aber stetig wieder aufwärts. Die Bayerische Industrie- und Handelskammer (BIHK) - als größte Kammer in Deutschland steht sie für ein Zehntel aller Unternehmen - propagiert jetzt das Wurzel-Zeichen: Erst war der Absturz, dann gab es einen kurzen starken Anstieg, ehe sich die Konjunktur von nun an zur Seite quälen wird.

Dies ergibt sich aus der BIHK-Herbstumfrage bei 4000 Unternehmen, die an diesem Dienstag in München präsentiert werden wird. Danach waren die befragten Unternehmen seit 2010 immer überdurchschnittlich guter Stimmung, ehe es im Frühjahr 2020 in der Corona-Krise steil nach unten ging. Dann aber kam eine ebenso steile Erholung - das wäre der V-Verlauf. Nur bricht diese Erholung im Herbst ab und die Konjunkturkurve geht in eine fast waagrechte Seitenlage.

BIHK-Präsident Eberhard Sasse, selbst international tätiger Familienunternehmer, bleibt dennoch optimistisch: Die Wirtschaft werde sich wieder erholen. Erst recht, schiebt er nach, wenn die Politik die Unternehmen wirtschaftspolitisch unterstütze und sie nicht durch neue kostenintensive Regulierungen belaste. Aber es sei klar: Der Aufschwung komme langsamer als erhofft. Will heißen: Die Geschäfte haben sich stabilisiert, die Unternehmen haben zuletzt ihre Umsatzprognosen wieder angehoben, die Geschäftserwartungen werden deutlich stabiler - aber die Wachstumsdynamik lässt bereits wieder nach, die Bereitschaft zu Investieren sinkt rapide; all das lässt sich aus der Umfrage ablesen.

Auf Vor-Corona-Niveau komme man erst 2022, "frühestens", so die BIHK. Und jedes fünfte Unternehmen wagt gar keine Prognose. Immerhin: Der Beschäftigungsabbau lässt laut Umfrage nach, zwölf Prozent der befragten Unternehmen suchen bereits wieder Personal.

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