Bieterschlacht um Endesa:Adiós! Eon zieht sich aus Spanien zurück

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Rückzug aus Spanien: Der deutsche Energieriese Eon gibt nach monatelangem Ringen die geplante Übernahme des Stromkonzerns Endesa auf. Das Düsseldorfer Unternehmen will eine Minderheitsposition bei den Spaniern nicht akzeptieren.

Karl-Heinz Büschemann und Javier Cáceres

Im inzwischen fünfzehnmonatigen Kampf um die Übernahme des spanischen Energiekonzerns Endesa gab es am Montagabend eine überraschende Wende. Der Düsseldorfer Eon-Konzern, der bereit war für das Madrider Unternehmen 42 Milliarden Euro zu bezahlen, zieht sein Angebot offiziell zurück.

Eon teilte mit, es werde das Feld für die beiden Rivalen in der Bieterschlacht räumen: den spanischen Mischkonzern Acciona und den italienischen Energieversorger Enel. Die drei Unternehmen hätte sich darauf geeinigt. Eon werde in den kommenden vier Jahren kein erneutes Übernahmeangebot für Endesa machen.

Eon-Chef Wulf Bernotat erklärte, der Eintritt von Enel und Acciona in den Kampf um den spanischen Versorger habe ,,unser ursprüngliches Ziel, eine Mehrheit an Endesa zu übernehmen, unerreichbar gemacht''. Der Erwerb einer Minderheit hätte laut Bernotat ,,eine gegenseitige Blockade der Anteilseigner sowie unabsehbare Gerichtsverfahren zur Folge gehabt''.

Eon wird von Acciona und Enel dafür entschädigt, dass sich das Unternehmen nun zurückzieht. Sobald Enel und Acciona die Kontrolle über Endesa erreichen, soll Eon von den beiden Rivalen in der Bieterschlacht ein umfangreiches Beteiligungspaket mit Kraftwerken in Spanien, Italien und Frankreich sowie in Polen und in der Türkei erhalten. Dabei geht es um ein Gesamtvolumen von 10 Milliarden Euro. Die exakte Höhe müsse auf Basis von Marktwerten noch ermittelt werden, teilte Eon mit.

Zahlreiche Störmanöver

Der Deal sieht unter anderem vor, dass Eon in Spanien den Stromversorger Viesgo erwirbt; dieser gehörte bislang zu Enel. Darüber hinaus wird Eon in Spanien einige Kraftwerke von Endesa erhalten. Mit einem Marktanteil von deutlich über 10 Prozent wird Eon dann nach eigenen Angaben die Nummer vier im spanischen Markt sein. Damit würde Eon nach in Spanien eine ähnliche Größe erlangen wie in Nordeuropa.

Auch in Italien und Frankreich soll Eon für die entgangene Übernahme einen Ausgleich erhalten. So wird Eon die italienische Tochter von Endesa übernehmen und zum viertgrößten Stromerzeuger des Landes aufsteigen. In Frankreich wird Eon durch die Übernahme von Endesa France/SNET die Nummer 3 in der Stromerzeugung.

,,Mit den guten Marktpositionen, die Eon in Spanien und Italien erreicht und der attraktiven Ausgangsbasis im französischen Markt baut Eon nachhaltig seine starke Position im europäischen Energiemarkt weiter aus'', teilte das Unternehmen mit. Eon-Chef Bernotat erklärte, er wolle den Marktanteil in den drei Ländern ,,konsequent weiter entwickeln.''

Der deutsche Eon-Konzern hatte im Februar 2006 ein Übernahmeangebot für Endesa in Höhe von 28 Milliarden Euro gemacht. Seitdem hatte es viele Störmanöver gegeben, um den Einstieg der Deutschen zu hindern. Die Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Jose Zapatero hatte sich schnell gegen das Angebot der Deutschen gestellt.

70 Prozent der Spanier wollen die staatliche Einmischung

Die EU-Kommission dagegen hatte den Einstieg der Deutschen stets unterstützt. Die Regierung in Madrid hatte lange den Plan, einen starken nationalen Energiekonzern zu formen. Später hatte die Regierung auch Sympathien für den Einstieg von Enel und Acciona bei Endesa gezeigt und dies politisch unterstützt.

Die Mehrheit der spanischen Bevölkerung hat sich zuletzt das Scheitern der Übernahme von Endesa durch Eon gewünscht. Fast 52 Prozent der Spanier sind stattdessen für eine Übernahme durch die spanische Baugruppe Acciona und den italienischen Energieversorger Enel, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Zeitung El Economista hervorgeht. Für Eon sprachen sich dagegen nur gut 36 Prozent aus.

Fast 70 Prozent der Spanier sind laut der Umfrage auf Basis von gut 1200 Fragebögen der Ansicht, dass die Zukunft des spanischen Versorgers Endesa nicht den Marktkräften überlassen bleiben solle, sondern dass ihre Regierung in den Übernahmekampf eingreifen sollte. Die Regierung in Madrid hatte aus ihrer Ablehnung des Eon-Angebots bisher keinen Hehl gemacht. Die EU-Kommission kündigte deshalb bereits Klagen gegen die spanische Regierung an.

Am Montagmittag hatte sich die Lage für Eon in Spanien bereits dramatisch verschlechtert. Der Präsident der spanischen Börsenaufsicht Manuel Conthe hatte überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Der Behördenchef hatte es den Eon-Rivalen Enel und Acciona untersagen wollen, die gemeinsame Übernahmeofferte abzugeben.

© SZ vom 3.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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