Bei uns in Buenos Aires:Der (Alb)-Traum vom Fliegen

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Heimaturlaub in Deutschland, enger Flieger, kleine Kinder, genervte Mitreisende - dann kommt doch alles anders.

Von Christoph Gurk

Mehr als 11 000 Kilometer liegt Buenos Aires von München entfernt. Einmal quer über den Atlantik, um die Familie zu sehen, ein lohnender, aber auch weiter Weg, erst recht mit kleinen Kindern. Schon unter normalen Umständen verwandeln sie Langstrecken-Flüge in sportliche Herausforderungen, ein Iron Man, nur dass man nicht nur Muskeln aus Stahl braucht, sondern auch Nerven. Weil es so schön ist, über die Sitzreihen im Flieger zu schauen, massieren kleine harte Kinderfüße stundenlang die Oberschenkel. Aber egal, von einem erneut aufflammenden Kinderwunsch ist man gerade weit entfernt, und dann gießt Kind Nummer zwei auch schon ein Glas Orangensaft über die schmerzende Stelle, kalt, aber auch klebrig. Der Traum vom Fliegen: Ein Albtraum, dank Coronavirus nun auch noch mit Maske und literweise Desinfektionsmittel.

Alles, was solche Reisen ein kleines bisschen angenehmer machen könnte, ist darum Gold wert. Und zum Glück hat die große holländische Fluggesellschaft, über die man das Ticket gekauft hat, nicht nur Langstreckenflüge im Angebot, sondern auch sogenannte Komfort-Sitzplätze. Ein bisschen mehr Beinfreiheit, gegen einen durchaus nicht ganz kleinen Aufpreis, buchbar über die Internetseite, heißt es, nur leider funktioniert das nicht, auch nicht nach wiederholten Versuchen.

Am Ende bleibt nur die Kunden-Hotline. Werbehinweise, Warteschleifen, vor dem Fenster geht die Sonne unter. Endlich dann ein Mitarbeiter: Komfort-Sitzplätze? Kein Problem. Fenster? Gang? Vorne im Flieger? Oder lieber hinten? Rückblickend hätte man hier schon misstrauisch werden müssen. Aber froh, endlich einen Punkt von einer langen To-Do-Liste streichen zu können, reserviert man vier Sitze, ein dreistelliger Betrag wird von der Kreditkarte abgebucht, man gönnt sich ja sonst nichts.

Ein paar Tage später dann: Boarding. Netterweise werden Familien vorgelassen, der Flieger ist noch leer, Minuten vergehen, eine halbe Stunde. Nur: Wieso kommen nicht noch mehr Passagiere? "Corona", sagt die Stewardess schulterzuckend und dass man sich nach dem Start gerne eine oder zwei komplette Sitzreihen für sich aussuchen könne.

Das Geld für die Komfort-Plätze wurde dennoch abgebucht. Genauso wie bei der Ankunft auch trotz allem die Oberschenkel geschmerzt haben. Zu schön ist es einfach, auf Papas Schoss herumzuturnen und dabei über die (leeren) Sitzreihen im Flugzeug zu schauen.

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