BC Partners: Deutschlandchef Stefan Zuschke:Torjäger mit Leidenschaft

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Mit Sturheit zum Erfolg: Stefan Zuschke, Deutschlandchef des Finanzinvestors BC Partners, brachte Brenntag erfolgreich an die Börse, obwohl viele vorher skeptisch waren.

Harald Freiberger, Frankfurt

Stefan Zuschke ist Deutschlandchef des von BC Partners. Das 1986 in London gegründete Unternehmen ist einer der ältesten Finanzinvestoren Europas. Er ist zur Zeit in 16 Firmen aus unterschiedlichen Branchen investiert. Das Volumen des aktuellen Fonds liegt bei 5,9 Milliarden Euro. Insgesamt hat BC Partners 71 Transaktionen mit einem Unternehmenswert von 66 Milliarden Euro gemacht. Das B im Namen stammt von der britischen Barings-Bank, die 1994 wegen der Spekulationen von Nick Leeson Pleite ging und von ING übernommen wurde. BC Partners kaufte ING den 25-Prozent-Anteil von Barings damals ab.

Stefan Zuschke lobt die partnerschaftliche Firmenkultur seines Arbeitgebers BC Partners. (Foto: N/A)

Der letzte Samstag war wieder einer jener schlimmen Tage. Bayern München hat verloren, noch dazu gegen den VfB Stuttgart. Stefan Zuschke, 47, ist Schwabe, aber aus irgendwelchen Gründen Bayern-Fan geworden, und zwar einer der glühendsten, die man sich vorstellen kann.

"Als sie in der Champions League bei Juventus Turin 4:1 gewonnen haben, habe ich den Fernseher umarmt", erzählt er. Seine Frau und seine Kinder seien in solchen Situationen manchmal peinlich berührt.

Zuschke, der Deutschlandchef des Finanzinvestors BC Partners, spielt auch selbst Fußball, jeden Sonntag um elf. Er findet es angenehm, dass man dabei einfach Mensch sein kann, sich austoben, auch mal schreien.

"Man braucht Erfolgshunger"

"Beruflich hat man es doch öfter mal mit etwas abgehobeneren Leuten zu tun", sagt er. Aber eine Gemeinsamkeit zwischen dem Fußball und seinem Job hat er entdeckt: "Man braucht Erfolgshunger und muss im entscheidenden Moment das Tor schießen wollen, also den Deal machen."

Sie warnten ihn: "Mach's nicht, es ist noch nicht die Zeit, die Stimmung ist zu schlecht._" Der vergangene Montag war einer jener guten Tage. Da brachte Zuschke den Chemiehändler Brenntag an die Börse, der vorher zu 83 Prozent BC Partners gehörte.

Am Abend lag der Kurs acht Prozent über dem Ausgabepreis. Eine Erfolgsgeschichte. Der Börsengang brachte 755 Millionen Euro. 230 Millionen Euro davon fließen an die Eigentümer, 525 Millionen erhält Brenntag aus einer Kapitalerhöhung, um weiter wachsen zu können.

"Eine Portion Sturheit"

Der Anteil von BC Partners an Brenntag liegt nun bei noch knapp 60 Prozent. Es könnte sein, dass Brenntag als die Aktie in die Geschichte eingeht, die den Anfang vom Ende der Finanzkrise markiert. Das Tor für andere Börsengänge steht nun weit offen.

"Viele haben mich vorher gewarnt", sagt Zuschke. "Mach's nicht, es ist noch nicht die Zeit, um an die Börse zu gehen, die Stimmung ist zu schlecht." In so einem Moment müsse man sich hinstellen und sagen: "Ich mach's doch", wenn man von einer Sache überzeugt sei. In seiner Branche brauche man auch "eine Portion Sturheit".

Zuschke sieht die Beteiligung als gutes Beispiel für die Philosophie von BC Partners: "Wir machen lieber einen guten Deal weniger, als einen schlechten zu machen." Man schaue sich Firmen dreimal an, bevor man einsteige: Sie müssten aus einer stabilen Branche kommen und Wachstumspotential sowohl aus sich heraus als auch durch Übernahmen haben.

Brenntag übernahm in den vier Jahren, seit BC Partners an Bord ist, weltweit 28 Unternehmen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um zehn Prozent auf 11.000.

Zuschke ist es wichtig, solche Botschaften loszuwerden. Noch immer kämpft seine Branche gegen das Image an, dass Finanzinvestoren über Firmen herfallen und sie abgrasen würden. Wie die Heuschrecken eben, das berühmte Wort, das SPD-Chef Franz Müntefering prägte.

Zuschkes Firma BC Partners war daran nicht ganz unbeteiligt: Sie hatte den Armaturenhersteller Grohe, der seinen Sitz in Münteferings Wahlkreis hat, übernommen und "zu einem stolzen Preis", wie Zuschke sagt, an den Finanzinvestor TPG weiterverkauft.

Dessen Strategie war es, den Firmenwert zu erhöhen, indem er Standorte in Deutschland schließt und Arbeitsplätze abbaut und dafür im Ausland expandiert. Am Ende kam es doch nicht so schlimm, heute gilt Grohe als Beispiel dafür, dass Finanzinvestoren positiv für Firmen wirken können.

Doch das Wort von der Heuschrecke war in der Welt. "Es hat der Branche anfangs geschadet, viele Firmeneigentümer wollten nicht mehr mit uns reden", sagt Zuschke. Doch inzwischen sei das Bild verblichen, auch Erfolgsgeschichten wie die von Brenntag trügen dazu bei.

Partnerschaftliche Firmenkultur

Lange sah es übrigens nicht danach aus, dass Zuschke einmal zu einem erfolgreichen Finanzinvestor wird. Nach dem Abitur machte er eine Bäckerlehre, weil er abends sehen wollte, was er den Tag über gemacht hatte.

Leider scheiterte es dann am frühen Aufstehen, am Samstag um 1.30 Uhr in der Backstube zu stehen, war dann doch nicht seine Sache. Erst mit 24 fing er an, Betriebswirtschaft zu studieren. Über ein Praktikum bekam er 1990 Kontakt zur Private-Equity-Branche, die damals noch ganz am Anfang war. Danach fing er bei einem kleinen Finanzinvestor in München an, in der Stadt, in der er immer arbeiten wollte, auch wegen des FC Bayern.

Vor 17 Jahren wechselte er nach Hamburg zu BC Partners. Das fiel ihm nicht leicht, doch heute nennt er es den "besten Deal meines Lebens", vor allem wegen der partnerschaftlichen Firmenkultur bei BC Partners.

Die zehn Managing Directors, die sich über ganz Europa und New York verteilen, entscheiden alles einstimmig, und sie bekommen alle dasselbe Gehalt. "Es gibt keinen Neid und keinen Wettbewerb untereinander, jeder wünscht dem anderen nur das Beste", sagt Zuschke.

Am Montag bekam er viele freundliche SMS von seinen Kollegen, als der erste Kurs von Brenntag feststand. "Man braucht Glück in dem Job, und ich hatte immer erschreckend viel davon", sagt er.

© SZ vom 31.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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