Bayer:Eine Frage der Kontrolle

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Kritiker des Zusammenschlusses von Bayer mit dem US-Konzern Monsanto fordern strengere Fusionsregeln.

Von Silvia Liebrich, München

Ein Bündnis kritische Agrar- und Umweltverbände fordert wenige Tage vor der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns strengere Regeln für Firmenzusammenschlüsse. Das deutsche Unternehmen steht kurz davor, den umstrittenen amerikanischen Agrarkonzern Monsanto zu übernehmen. Darüber hinaus stehen in der Branche zwei weitere große Firmenzusammenschlüsse an, die nach Ansicht des Bündnisses zeigen, dass Wettbewerbsbehörden nicht über die geeigneten Mittel verfügen, um den Konzentrationsprozess im Agrarbereich aufzuhalten. "Die Megafusionen führen zu einer unerträglichen Marktmacht", kritisiert Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung, eine von knapp 20 Organisationen, die an dem Bündnis beteiligt sind. "Wozu haben wir Kartellämter, wenn praktisch jede Fusion durchgewunken wird?" Meier stützt sich dabei auf einen neue Studie, die an diesem Dienstag veröffentlich werden soll.

Von mehr als 300 Fusionsanträgen hat die EU-Kartellbehörde demnach im Jahr 2015 keinen einzigen zurückgewiesen. Auch das deutsche Bundeskartellamt habe in einem Zeitraum von 24 Monaten gerade einmal 20 von 2000 Fusion gestoppt. "Kartellämter sollten künftig bereits ab 20 Prozent Marktanteil - anstatt wie bisher üblich erst bei 40 Prozent - ein Fusion verbieten können", lautet eine der Forderungen des Bündnisses, an dem unter anderem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Slow Food Deutschland und die Naturfreunde beteiligt sind.

Hintergrund des Protestes ist der Umbruch im Agrarsektor. Seit Anfang März haben die Kartellbehörden bereits zwei große Zusammenschlüsse genehmigt, zum einen den von Chem China und der Schweizer Syngenta, zum anderen die Fusion von der US-Konzerne Dow Chemical und Dupont, allesamt wichtige Hersteller von Düngemitteln, Pestiziden und Saatgut. Bei Monsanto und Bayer steht eine Entscheidung des Europäischen Kartellamtes zwar noch aus, Beobachter rechnen allerdings schon bald mit einer Genehmigung unter Auflagen. Die Übernahme wird auch das beherrschende Thema auf der Bayer-Hauptversammlung am Freitag sein.

Mit dem Zusammenschluss der sechs größten Firmen im internationalen Agrarbereich entstehen drei neue Konzerne, die zusammen mehr als 60 Prozent des weltweiten Marktes für Saatgut kontrollieren und gut 70 Prozent bei Pestiziden. Aus Sicht der Unternehmen sind solche Zusammenschlüsse notwendig, um die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Kritiker befürchte jedoch genau das Gegenteil. Kleine Züchter würden vom Markt verdrängt und Bauern in eine fatale Abhängigkeit geraten, eine weitere negative Folge seien steigende Preise für Konsumenten. Auch könnten die großen Konzerne mit ihrer Marktmacht mehr Druck auf die Politik ausüben als bisher.

Das Bundeskartellamt weist die Forderung nach strengeren Regeln zurück. "Das Verhältnis zwischen der Zahl der angemeldeten Fusionen und der Zahl der Untersagungen lässt keinerlei Rückschluss auf die Wirksamkeit der Fusionskontrolle zu", sagt Behördenchef Andreas Mundt. Viele Zusammenschlüsse scheiterten bereits im Vorfeld, weil sie kaum Aussicht auf Erfolg hätten.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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