Bayer:Aktionäre hadern

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Das Bayer-Werksgelände in Leverkusen: Aktionäre, deren Vertreter und Fondsgesellschaften kritisieren die Übernahme von Monsanto. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Vorstandschef Baumann will dennoch an Monsanto festhalten.

Von Elisabeth Dostert, München

Der Aufsichtsrat des Agrochemie- und Pharmakonzerns Bayer will noch in diesem Jahr in "einem geordneten Prozess" mit der Suche nach einem "Nachfolger oder einer Nachfolgerin" für Vorstandschef Werner Baumann beginnen. Das antwortete Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann bei der Hauptversammlung in Leverkusen auf Fragen von Aktionären. Baumanns Vertrag endet im April 2024. Er war vergangenen September 2020 frühzeitig um drei Jahre verlängert worden, möglich wären auch vier Jahre gewesen, das wollte Baumann aufgrund seiner persönlichen Lebensplanung nicht. Er werde seinen Vertrag erfüllen, sagte Winkeljohann.

Das Aktionärstreffen fand wie im Vorjahr wegen der Pandemie virtuell statt. Einen kleineren Protest gab es vor der Firmenzentrale in Leverkusen. Das Netzwerk Coordination gegen Bayer-Gefahren veröffentlichte zeitlich zur Hauptversammlung im Internet Videos und Interviews, etwa mit dem EU-Abgeordneten Sven Giegold (Bündnis 90 Die Grünen) zur Steuerpolitik des Konzerns. Tilman Massa vom Dachverband der Kritischen Aktionäre und Aktionärinnen monierte, dass zwar Fragen eingereicht werden konnten und Nachfragen zu den Antworten möglich seien, aber keine Interaktion mit dem Management. Zur Hauptversammlung gingen vorab laut Bayer 560 Fragen von 33 Aktionären ein. Baumann verteidigte wie stets den Monsanto-Kauf. An der "strategischen Logik" habe sich nichts geändert, auch wenn sich seit dem Zusammenschluss die Märkte verhaltener entwickelt hätten als prognostiziert. Die versprochenen Synergien seien früher als geplant erreicht worden. Die Kapitalkosten werde die Division Crop Science ab dem Jahr 2024 verdienen. Bayer hatte die Übernahme im Frühjahr 2016 angekündigt und im Sommer 2018 vollzogen.

Aktionäre, deren Vertreter und Fondsgesellschaften hadern weiter mit der Übernahme, auch aufgrund der noch nicht final gelösten Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat in den USA. "Monsanto hat Bayer nicht krisenfester gemacht, sondern tiefer in die Krise gestürzt", kritisierte etwa Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment. Bayer habe alle Kanzleien, die aktuelle Fälle vertreten, kontaktiert, so Baumann. Eine Anhörung über den Sammelvergleich über künftige Klagen sei nun für den 19. Mai geplant. Einen ersten Vorschlag von Bayer hatte der US-Richter Vince Chhabria abgelehnt. Pläne zur einer Aufspaltung des Konzerns gebe es nicht, antwortete Baumann. Glyphosat spiele eine wichtige Rolle im Sortiment, sagte der für Crop Science zuständige Vorstand Liam Condon. Man plane nicht, Glyphosat vom Markt zu nehmen. Bei einer Präsenz von gut 51 Prozent wurde der Vorstand um Baumann mit 90,08 Prozent der Stimmen entlastet.

© SZ vom 28.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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