BASF:Unsichere Zeiten

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BASF in Ludwigshafen am Rhein: Das Unternehmen, heute einer der größten Chemiekonzerne der Welt, wurde 1865 unter anderem von Friedrich Engelhorn gegründet. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Der Chemiekonzern rechnet nicht mit einer schnellen Erholung und plant mit einem Gewinnrückgang.

Von Elisabeth Dostert, Ludwigshafen

Ingrid Kaul-Neumann, 63, arbeitet seit fast einem halben Jahrhundert für den Chemiekonzern BASF. In dritter Generation, 1971 fing sie dort an, damals hieß diese noch Badische Anilin und Soda Fabrik Aktiengesellschaft, erst zwei Jahre später wurde der Konzern ins Handelsregister unter der Kurzform BASF eingetragen. Kaul-Neumann ist eine dieser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die nicht auffallen, aber ohne die nichts geht. In der Kommunikationsabteilung organisiert sie neben vielem anderem Telefonkonferenzen wie die am Donnerstag, in der Vorstandschef Martin Brudermüller und Finanzchef Hans-Ulrich Engel die Zahlen für das erste Halbjahr erläuterten und an deren Ende, das ist bemerkenswert, Kaul-Neumann verabschiedet wurde. Ein Arbeitslebenlang für eine Firma, das ist selten und wird noch seltener werden. Brudermüller ist der siebte Vorstandschef, für den Ingrid Kaul-Neumann arbeitete.

Es sind auch Menschen wie sie, die in den Ruhestand gehen, über die Brudermüller den Abbau von 6000 Stellen bis Ende 2021 schaffen will, etwa die Hälfte davon in Deutschland, das Gros am Stammsitz in Ludwigshafen. "Die Alterspyramide arbeitet für uns", sagt Brudermüller. Im ersten Halbjahr haben ihm zufolge mehr als 1100 Mitarbeiter der BASF SE eine Abfindung angenommen und einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet. Für den Stellenabbau hat der Konzern 260 Millionen Euro zurückgestellt. Das Gros davon wird in Deutschland anfallen. In anderen Ländern sei der Stellenabbau deutlich einfacher.

Er ist Teil des Effizienzprogramms, das Brudermüller im November ankündigte. Er will den Konzern schneller und schlanker machen. Nach den schlechten Zahlen im Halbjahr hat es Brudermüller noch eiliger. In den ersten sechs Monaten lag der Umsatz mit 31,3 Milliarden Euro fast auf Vorjahreshöhe. Das operative Ergebnis (Ebit) fiel um 45 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter sprang auf 6,5 Milliarden Euro, bei der Entkonsolidierung der Öl- und Gastochter Wintershall konnte BASF einen Buchgewinn von mehr als sechs Milliarden Euro realisieren.

Das makroökonomische Umfeld sei zurzeit von "hoher Unsicherheit, geringer Sichtweite und schlechter Vorhersehbarkeit geprägt", sagt Brudermüller. Die für das zweite Halbjahr erwartete Belebung bleibt aus. Wesentliche Details hatte der Konzern schon am 8. Juli veröffentlicht, auch dass das Ergebnis vor Sondereffekten 2019 um bis zu 30 Prozent niedriger ausfallen werde. An der Börse gab der Aktienkurs bis Donnerstagmittag auf knapp 63 Euro nach. Wie ein Blick in eine historische Ausgabe der SZ zeigt, kostete die Aktie am Ende des Jahres, in dem Kaul-Neumann bei BASF anfing, 138,50 D-Mark.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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