BASF:Kritik am Grenzausgleich

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Hier in Ludwigshafen produziert BASF Acetylen, was Kunden etwa für die Herstellung von Arzneimitteln oder Kunststoffe nutzen. (Foto: Andreas Pohlmann/BASF)

Konzernchef Martin Brudermüller ist unzufrieden mit dem EU-Klimapaket.

Von Elisabeth Dostert, München

So ein Paket muss auch Martin Brudermüller erst einmal "verdauen". Dabei ist es der Vorstandschef des Chemiekonzerns BASF vermutlich gewohnt, umfangreiche Dokumente schnell und effizient auszuwerten. Mehr als 3400 Seiten hat das Klimapaket "Fit for 55", das die EU-Kommission Mitte Juli vorgelegt hat. Es enthält Vorschläge, wie die EU ihr Klimaziel erreichen will, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 Prozent zu senken. Und wie Europa dann bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden soll, der nur so viel CO₂ ausstößt, wie der Atmosphäre auf technischem oder natürlichem Weg wieder entzogen wird.

So viele Überraschungen enthalte das Paket nicht, sagte Brudermüller nun am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen. Erste Zahlen hatte BASF schon am 9. Juli veröffentlicht und die Prognose für das Jahr angehoben.

In Gesprächen zuvor sei es gelungen, das ein oder andere so zu verändern, dass die Belastung des Klimapaketes kleiner ausfallen. "Aber es ist ein schweres Paket," sagte Brudermüller. Er selbst hatte die Klimaziele für seinen Konzern Ende März noch einmal verschärft. BASF wolle von 2050 an klimaneutral sein, bis 2030 soll die Menge der emittierten Treibhausgase um ein Viertel sinken im Vergleich zum Jahr 2018, damals lagen sie in der Gruppe bei knapp 22 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten.

Kritisch sehe er den "CBAM", sagte Brudermüller. Das Kürzel steht für Carbon Border Adjustment Mechanism, einen CO₂-Grenzausgleich. Damit sollen Importe belastet werden, die aus Staaten mit keinen oder weniger strengen Klimaauflagen stammen, und verhindert werden, dass inländische Konzerne CO₂-intensive Produktion ins Ausland verlagern. Der Ausgleich soll von 2026 an für Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel und Strom erhoben werden. "Das wird nicht funktionieren", warnte Brudermüller. Er bezweifelte, dass so ein System WTO-konform sei, außerdem sei es sehr bürokratisch. Der BASF-Chef verwies auf die langen und verästelten Wertschöpfungsketten. "Man müsste die CO₂-Last für jedes Produkt kennen, das ein- und ausgeführt wird. Das ist unmöglich." Noch handele es sich bei "Fit for 55" um Vorschläge und keine Gesetze. Und Brudermüller hat noch einige Fragen.

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