Bankenfusion:Der Druck steigt

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Commerzbank-Chef Martin Zielke ist wegen der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank zunehmend in der Kritik. Nun stärkt ihm der Aufsichtsratschef den Rücken.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Im Kampf um die Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank gerät nun allen voran Commerzbank-Chef Martin Zielke unter Druck. Am Donnerstag bekam er sogar öffentliche Rückendeckung von seinem Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann. "Gerüchte und Spekulationen zu personellen Veränderungen sind völlig aus der Luft gegriffen", teilte Schmittmann mit. "Und ich halte sie für verantwortungslos und indiskutabel". Der Vorstand müsse die Option mit der Deutschen Bank prüfen. "Wir haben für diese Sondierungsphase einen klaren Prozess, der vom Vorstand gesteuert wird und in den ein Ausschuss des Aufsichtsrats eingebunden ist". Dem vorausgegangen waren Forderungen von Arbeitnehmern aus dem Aufsichtsrat, eine Sondersitzung des Gremiums einzuberufen, um die Fusionsgespräche zu beenden und Zielke aus dem Amt zu drängen. Angeblich gibt es auch kritische Stimmen bei Aufsichtsräten, welche die Aktionäre vertreten. "Wenn das nicht überzeugt und sich in der Umsetzung als äußerst schwierig bis unmöglich herausstellt, dann kann ich mir eine Debatte über seine Zukunft an der Spitze der Bank vorstellen", zitiert das Manager Magazin einen Anteilseigner-Vertreter in dem Kontrollgremium. Auf Anfrage wollten sich diverse Anteilseignervertreter des Gremiums am Donnerstag jedoch nicht dazu äußern.

Formal betrachtet hat der Aufsichtsrat derzeit wenig Handhabe, das Vorhaben zu stoppen. Zielke wäre aktienrechtlich nicht verpflichtet, erste Verhandlungsergebnisse oder eine Absichtserklärung vom Aufsichtsrat genehmigen zu lassen, heißt es in seinem Umfeld. Sobald eine rechtlich bindende Vereinbarung vorliege, über welche dann auch die Hauptversammlung abstimmen sollte, würde der Vorstand dies der guten Ordnung halber aber natürlich anstreben. Es wäre daher sehr außergewöhnlich, würden die Anteilseigner-Vertreter den Vorstandschef bereits grundsätzlich infrage stellten, bevor ein Konzept auf dem Tisch liegt. Beide Banken verhandeln seit dem 17. März offiziell über einen Zusammenschluss. Bis Ende April wird mit einer Grundsatzentscheidung gerechnet, wie es weitergeht. In jedem Fall zeigt die Gemengelage, wie groß der Druck auf Zielke ist: In der Geschichte der Commerzbank hat es wohl selten Fälle gegeben, in denen sich Arbeitnehmer derart vehement gegen die Pläne des Managements gestellt haben. "Treffen Sie verantwortungsvolle Entscheidungen für die Zukunft unserer Commerzbank und nehmen Sie Abstand von diesem Vorhaben", forderte der Gesamtbetriebsrat gerade in einem Brief an den Vorstand. Seit Beginn der Sondierungen würden Kunden der Bank "erbost" den Rücken zukehren wollen. Auch der Betriebsrat der Deutschen Bank sieht die Pläne kritisch, genauso wie diverse Großaktionäre beider Geldhäuser und auch einige Aufseher.

Aufsichtsratschef Schmittmann betonte jedoch, der Vorstand sei verpflichtet, die Fusion zu prüfen. "Der Vorstand muss die Option mit der Deutschen Bank prüfen. Das halte ich für richtig und das ist seine Pflicht", sagte er. Experten stimmen dem zwar zu, allerdings müsse ein Vorstand gleichberechtigt Alternativen abwägen. Denn eine Übernahme durch die Deutsche Bank mache andere Optionen unmöglich.

Während die Befürworter der Fusion argumentieren, beide Banken könnten zusammen vor allem bei Mitarbeitern und Filialen Kosten sparen und zugleich die Refinanzierungskosten senken, melden sich auch aus der Wissenschaft immer mehr Skeptiker zu Wort. In einer noch unveröffentlichten Simulationsrechnung kommt zum Beispiel Volker Brühl, Professor am Center for Financial Studies an der Goethe-Universität Frankfurt zu dem Ergebnis, es sei ein Mythos, dass "eine kombinierte Bank besser dastehen wird als die einzelnen Institute heute". Zwar hätten beide zusammen eine größere Marktkapitalisierung und Bilanzsumme; ihre Eigenkapitalrendite sowie das Aufwand-Ertrags-Verhältnis würden sich jedoch nicht verbessern. "Von einem Gewinn an internationaler Wettbewerbsfähigkeit kann daher keine Rede sein", heißt es in der Analyse.

Außerdem müsse die Deutsche Bank wohl eine Übernahmeprämie von mindestens 20 Prozent auf den Aktienkurs der Commerzbank bieten, um eine Mehrheit von 75 Prozent der Aktien einzusammeln. Eigentlich müsse die Deutsche Bank perspektivisch sogar auf 100 Prozent zielen, um vollständigen Durchgriff auf die Commerzbank zu erhalten. "Wie mühsam das sein kann, zeigen zahlreiche Erfahrungen mit Squeeze-Out-Verfahren in Deutschland", so Brühl.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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