Banken:Spekulationen um die Commerzbank

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Angeblich ist die italienische Großbank Unicredit an einer Übernahme interessiert. Insidern zufolge sei der Kontakt bisher informell und in einem frühen Stadium, ein Deal sei erst mittelfristig möglich.

Von Reuters, Frankfurt

Die italienische Großbank Unicredit hat Insidern zufolge ein Auge auf die Commerzbank geworfen. Die Mutter der Hypo-Vereinsbank habe gegenüber der Bundesregierung Interesse signalisiert, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Agentur Reuters. Der Kontakt sei bisher informell und in einem frühen Stadium, ein Deal sei erst mittelfristig möglich. "Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bund seine Beteiligung nicht für ewig halten wird und für den Steuerzahler ein gutes geschäftliches Ergebnis erzielen will", bekräftigte ein Sprecher des Finanzministeriums. "Vertreter des Bundesfinanzministeriums werden zu diversen Themen und Anlässen von Finanzinvestoren kontaktiert. Wie immer äußern wir uns zu einzelnen Gesprächen nicht." Unicredit und Commerzbank lehnten eine Stellungnahme ab.

Auch andere Banken wurden in der Vergangenheit wiederholt als mögliche Bieter für die Commerzbank gehandelt. Im Sommer 2016 loteten die Spitzen der Deutschen Bank und der Commerzbank ein Zusammengehen aus. Der "Sommerflirt" wurde aber schnell wieder beendet.

Die Bundesregierung stehe einem möglichen Verkauf aufgeschlossen gegenüber, sagte einer der Insider mit Blick auf Unicredit. Die Italiener hätten Kontakt mit dem Finanzministerium in Berlin gehabt. Der Bund hält noch 15,6 Prozent an der Commerzbank, nachdem der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin in der Finanzkrise Anteile für 5,1 Milliarden Euro übernommen hatte. Damit ein Ausstieg finanziell für den Bund nicht zum Verlustgeschäft wird, müsste der Aktienkurs deutlich steigen.

Es wäre nicht die erste große Übernahme für Unicredit in Deutschland: 2005 kauften die Italiener die Hypo-Vereinsbank (HVB) für 15 Milliarden Euro in Aktien. Momentan fokussiert sich Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier auf die Sanierung der Großbank. Er schaut sich Insidern zufolge aber bereits nach möglichen Partnern um, um nach Abschluss des Konzernumbaus in zwei Jahren schnell handeln zu können. Der Franzose hat der Bank nach seinem Amtsantritt im Sommer 2016 einen harten Sparkurs verordnet. Bis 2019 sollen insgesamt 14 000 Stellen wegfallen. Mit einer 13 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung - der größten in der Wirtschaftsgeschichte Italiens - hat er die Löcher in der Bilanz gestopft und kann erste Sanierungserfolge vorweisen.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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