Bahn plant Zukäufe:Osteuropa bevorzugt

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Der Bahn-Börsengang wird jede Menge Geld in die Kasse von Hartmut Mehdorn spülen. Geld, das auch zur Expansion genutzt werden soll. Vorzugsweise in Polen und Rumänien.

Der Fahrplan steht - bis "Ende Oktober" soll die Bahn-Aktie auf dem Kurszettel erscheinen, sagt Bahnchef Hartmut Mehdorn. Nur wann genau, das ließ er offen. Aus Unternehmenskreisen verlautete, der erste Handelstag solle der 27. Oktober sein. Bislang hatte die Bahn immer kommuniziert, 24,9 Prozent der Anteile der Verkehrssparte DB Mobility Logistics sollten "im Herbst" an die Börse gebracht werden.

Die Bahn will in Osteuropa investieren - vor allem in Polen und Rumänien. (Foto: Foto: ddp)

Schätzungen zufolge könnte die Transaktion ein Emissionsvolumen von fünf bis sechs Milliarden Euro erreichen, womit die Bahn der größte deutsche Börsenneuling seit dem Jahr 2000 wäre. Das Geld kann die Bahn gut gebrauchen. Schließlich ist der Konzern an dem polnischen Eisenbahnunternehmen CTL interessiert. "Da bleiben wir dran", sagte Mehdorn.

Das polnische Unternehmen, das mit 2500 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro macht, war erst im vergangenen Jahr mehrheitlich vom britischen Bridgepoint-Fonds gekauft worden, doch zu einem offenbar überhöhten Preis. "Wir waren damals interessiert, und wenn das Unternehmen jetzt wieder auf den Markt kommt, werden wir uns das wieder ansehen", sagte Mehdorn. CTL transportiert vor allem Massengüter und könnte für die Deutsche Bahn einen Brückenkopf in Richtung Russland bilden. Ebenso wolle die Bahn die führende rumänische Spedition Romtrans mit 1300 Beschäftigten übernehmen. "Das ist für uns bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte", sagte Mehdorn. Bei den angestrebten Zukäufen in Osteuropa handele es sich um kleinere Akquisitionen.

Auch die Übernahme der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd war Mehdorn offenbar angedient worden, doch der Bahnchef lehnte ab. "Selbst wenn es vielleicht strategisch sinnvoll gewesen wäre, hätten wir das in der Phase des Börsengangs nicht machen können", sagte Mehdorn.

Mehr Personal für Reisezentren

Was die Bahn während des Börsengangs sehr gut konnte, war eine Fahrpreiserhöhung ankündigen. Dafür erntete die Bahn jede Menge Protest. Mehdorn verteidigte die umstrittene Preiserhöhung. Das sei angesichts der Kostensteigerungen für Energie und Personal die untere Grenze des Möglichen gewesen.

Der Bedienzuschlag von 2,50 Euro für Kunden, die ihre Tickets nicht über das Internet oder am Automaten kaufen, sei notwendig gewesen, um nicht mit den Reisebüros als wichtigstem Vertriebspartner in Konkurrenz zu treten. Die Reisebüros erheben einen Zuschlag auf den Fahrpreis. "Das ist im Transportgewerbe üblich, zum Beispiel im Luftverkehr", sagte Mehdorn. "Nur bei der Bahn wird es kritisiert." Im Gegenzug würden die Reisezentren der Bahn auf absehbare Zeit erhalten und personell verstärkt, um Wartezeiten zu verkürzen und den Service zu verbessern.

Für den Ende Oktober oder Anfang November geplanten Börsengang der Güter- und Personenverkehrstochter DB Mobility Logistics zeigte sich Mehdorn optimistisch. Es gebe zahlreiche interessierte internationale Investoren für den 24,9-Prozent-Anteil, so dass ein ordentlicher Preis erzielt werden könne. Von dem Erlös werde die Bahn ein Drittel erhalten, das zur Verbesserung der Eigenkapitaldecke eingesetzt werden solle. Ein weiteres Drittel erhalte der Verkehrsminister, der das Geld zur Verbesserung der Bahn-Infrastruktur ausgeben werde. Das letzte Drittel gehe an den Finanzminister.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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